Die ‚Guten Frücht‘ von Regula Imhof

In Raitis und in der Nähe von Hall produziert Regula Imhof BIO-Obst. Und beweist eindrucksvoll, dass Obstbau auch ohne toxische Chemie möglich ist. Ganz abgesehen davon, dass BIO-Obst völlig anders schmeckt als billige Industrieware.

Den Namen Regula Imhof hatte ich erstmals vor sechs Jahren gehört. Als sie nämlich ihre Funktion als grünes Mitglied des TIWAG-Aufsichtsrates von heute auf morgen hinschmiss. Für sie waren die politischen Tricksereien und die parteipolitische Einflussnahme auf das Kontrollorgan der Aktiengesellschaft unerträglich geworden. Im Speziellen war es der damals positive Bescheid für das absolut unsinnige, in meinen Augen gar idiotische Wasserkraftwerk in Tumpen im Ötztal.

Dass Regula damit viel Rückgrat bewies hob sich wohltuend von der ‚wischi-waschi-Politik‘ der Grünen auf Landesebene ab. Die konsequente Haltung wundert allerdings weniger, wenn man ihre Herkunft kennt. Regula ist in der Schweiz geboren und in Liechtenstein aufgewachsen. Da wird’s dann klar: Ist es doch ein Grundzug der Schweizer_innen, penibel, genau und unbestechlich zu sein. Zudem sind den Eidgenoss_innen undemokratische Zustände zutiefst zuwider. Genau deshalb ist es für mich besonders interessant, dass Regula Imhof schon länger eine wichtige Rolle in der Tiroler BIO-Bewegung spielt.

10 Jahre ‚Gute Frücht’

Es sind nun genau zehn Jahre her, dass sie sich gemeinsam mit ihrem Lebenspartner entschlossen hatte, BIO-Obst anzubauen. Die gelernte Forstwissenschafterin war vor ihrer Zeit als BIO-Bäuerin in internationalen Organisationen tätig, in Entwicklungsprojekten und in der Alpenkonvention. Das wurde ihr schlußendlich zu viel. Sie begann, das umzusetzen, was sie quasi vom Schreibtisch aus immer gefördert hatte. „Ich liebe es, im Freien zu arbeiten“, sagt sie, während wir gemeinsam durch ihren zwei Hektar großen BIO-Obstgarten in Raitis spazieren.

Der BIO-Obstgarten von Regula Imhof in Raitis

Zuerst vorbei an einer langen Reihe 60-jähriger Zwetschkenbäume. „Die wollen wir solange behalten, solange sie gesund sind“, sagt sie. ‚Ersinger Frühzwetschge‘ und ‚Wangenheimer Zwetschken‘ heißen diese alten Sorten, die ganz fantastisch schmecken. Im Handel sind sie üblicherweise nicht erhältlich. Die Ersinger Frühsorte, weil sie rot und nicht blau ist, eine dünne Schale hat und nicht so lange roh gelagert werden können. Aber es ist so wie bei vielen anderen Lebensmitteln: die Kunden wollen steinharte, saure Zwetschken ohne Geschmack. Darauf sind sie ja von den Gier-Supermärkten jahrzehntelang trainiert worden.

Regulas alte Zwetschkensorten sind bei den BIO-Obstkäufer_innen sehr beliebt.

„Wir hatten diese Woche Bestellungen für mindestens 100 kg Zwetschken“, erzählt sie mir. „Bei diesem nasskalten Wetter werden sie jedoch später reif.“ Das muss sie den Kunden verständlich machen und ist, wie sie sagt, bisweilen „eine Kunst’. In guten Jahren werfen die 60 jährlich mit einigem Aufwand zu pflegenden Zwetschkenbäume rund eine Tonne wundervoll schmeckender Früchte ab.

In Raitis produziert Regula jedoch noch andere süße Früchte wie etwa Birnen und Äpfel. Eine Neupflanzung von Bäumchen ist jetzt vier Jahre alt, es sind Williams-, Converence-, Concorde- und Novemberbirnen. Der Boden war für die Neupflanzung nicht optimal und gab Probleme. Die von den Mäusen noch vermehrt worden sind. Zwei weitere Obstgärten pachten sie und ihr Partner in Hall.

Eine Reihe älterer Obstbäume interessiert mich. Da steht ein rund 60 Jahre alter Boskoopbaum neben Birnenbäumen, die noch in Ypsilon-Form gezogen sind, wie Regula erklärt. Das war vor Jahrzehnten bei uns häufiger, heute kann man solcherart geschnittene Bäume eher noch in Frankreich sehen. Da wachsen noch Dechanatsbirnen, Kronprinz-Rudolf-Äpfel oder der Danziger Kantapfel.

Alter Baumbestand mit süßen Früchten. Bäume, die in Ypsilonform gezogen wurden.

Der Unterschied zwischen BIO-Obst von Chemieplunder

Was ist denn nun der Unterschied zwischen BIO-Obstanlagen und industriell-chemischen Anlagen will ich von Regula wissen. „Ganz grundsätzlich arbeiten BIO-Obstbauern mit Luft, Licht, Insekten und Vögeln – kurz mit der Natur. Deshalb erkennt man BIO-Anlagen schon an grosszügigen Abständen von vier Metern zwischen den Baumreihen aber auch daran, dass zwischen den einzelnen Bäumen größere Abstände bestehen, nämlich zwischen 70 und 150 cm.“ Zudem pflanzen BIO-Obstbauern auch neue Sorten, die schorfresistent sind.

BIO-Obst: viel Licht und Luft

Größere Abstände haben einen ganz speziellen Grund: BIO-Obstbauern wollen mit der Luft- und Lichtdurchlässigkeit die Bildung von Pilzen vermindern. „Das ist im Obstbau das Hauptthema“, erklärt mir Regula. „Wenn die Blätter bei feuchtem Wetter vom Sonnenlicht getrocknet werden und das Licht bis zum Stamm durchdringt, vermeide ich Pilzbefall.“ Logisch deshalb, dass die Erträge im BIO-Obstbau deshalb geringer sind. Zum Beispiel statt 60 Tonnen pro Hektar nur 30 Tonnen.

Auffallend auch, dass zwischen den Bäumchen Gras wachsen darf. Wer die industriell-chemischen Südtiroler Obstanlagen kennt weiß, dass dort das bei den Stämmen wachsende Gras mit Glyphosat, einem von der WHO als krebserregende Substanz bezeichnete Chemiekeule vernichtet wird. Regula mäht mit einer Sense die Zwischenräume aus.

Auch Vögel schätzen die BIO-Qualität in den Obstgärten von Regula Imhof.

BIO bedeutet, den Obstbaum zu stärken

BIO-Obstbauern arbeiten im Gegensatz zu ihren chemiehörigen Kollegen ausschließlich mit der Natur und natürlichen Substanzen. Das äußert sich vor allem darin, dass BIO-Bauern die Bäume stärken wollen, um deren Abwehrkräfte gegenüber Schädlingen zu intensivieren während die Chemiebauern versuchen, Schädlinge und Pilze mit Gift zu bekämpfen. BIO-Obstbauern spritzen aber deshalb nicht mehr (Regula konkret 10 bis 18 mal im Jahr) ihre auf organischer Basis beruhenden Mittel. „Wie zum Beispiel Schachtelhalm- oder Algenextrakt oder Seifenlauge. Das sind Mittel, die den Baum beim Wachstum unterstützen oder die Zellen der wachsenden Früchte stärkt. Das macht sie für Insekten weniger attraktiv, da zum Beispiel der Biss härter wird.“

‚Berner Rosen‘, eine hervorragend schmeckende Apfelsorte aus dem BIO-Garten von Regula Imhof.

Der Unterschied zu chemisch-industriell gezogenem Obst ist evident. Die zum Beispiel in Südtirol pro Saison versprühten, bisweilen hochtoxischen Gifte werden in mehr als 30 Spritzfahrten so verteilt, dass sich die Gifte bis hinauf zum Ortlergletscher verteilen. Der sogenannte ‚Fallout’ verseucht nicht nur im Vinschgau den gesamten Lebensraum. Plus: Diese chemischen Keulen gehen in die Pflanzen hinein, bleiben dort und gelangen dann auch in die Frucht. Na denn Mahlzeit.

Kupfer und Schwefel im BIO-Obstbau

Ein beliebtes Argument der Pharmaindustrie, den Chemiebauern und deren Apologeten, den Obstbauern: BIO-Obstzüchter würden Kupfer und Schwefel versprühen. „Stimmt“, sagt Regula Imhof. „Kupfer und Schwefel kommen in der Natur vor und sind für alle Lebewesen notwendige Spurenelemente. Die sogenannten ‚konventionellen‘ Obstbauern spritzen zu allen anderen Mitteln auch Kupfer und Schwefel zusätzlich, vor allem gegen Pilzkrankheiten.“ Was die Chemiebauern darüberhinaus spritzen ist derart bedenklich, dass sich in den Obstanbaugebieten Widerstand breit macht. Bis hin zum „Wunder von Mals“, das wir hier beschrieben haben: https://tirolischtoll.wordpress.com/2015/01/17/das-wunder-von-mals/

Regulas ‚Verkaufsschlager‘: die BIO-Säfte

Das wohl überzeugendste Argument: Im BIO-Obst befinden sich keine chemischen Rückstände. Während für sogenanntes ‚konventionelles‘ Obst, also das Chemie-Obst, maximale Rückstandsgrenzen fixiert sind. Allein die Rückstände von Glyphosat in Chemie-Obst müsste bei allen Konsument_innen die Alarmsirenen läuten lassen. Mehr Informationen hier: https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=3186&Pdf=No&lang=DE

Solidarische Landwirtschaft

BIO-Landwirtschaft und solidarische Landwirtschaft sind für mich ein ‚eineiiger Zwilling‘ am Ernährungssektor. Eine Abteilung des Obstgartens in Raitis hat sie dafür zur Verfügung gestellt.

Solidarische Landwirtschaft ist eine Kooperation von Verbraucher_innen mit einem landwirtschaftlichen Betrieb auf lokaler Ebene. Sie teilen die Ernte untereinander und können sich auch an der Produktion von Lebensmitteln beteiligen. Nähere Informationen: https://www.gutefruecht.at/solidarische-landwirtschaft/

‚Solidarische Landwirtschaft‘ neben dem Obstbau in Regulas ‚BIO-Garten‘ in Raitis.

Und so gedeihen neben dem wunderbaren BIO-Obst unter anderem auch Bohnen, Trauben, Beeren, Artischocken, Schwarzwurzeln. Regula hat im vergangenen Jahr sogar Maulbeerbäume gepflanzt um zu sehen, ob sie in 2-3 Jahren tatsächlich die wunderbar süßen Früchte tragen. „Wenn nicht“, sagt sie, „schade. Aber wir haben’s probiert.“

Gemeinsam mit den wunderbaren Produkten der Terfer BIO-Sennerei und des BIO-Hofes Thomas Huber in Absam erhalten die Mitglieder der solidarischen Landwirtschaft wöchentlich jene Produkte, die gerade aktuell sind. Die Details hat Regula hier beschrieben: https://www.gutefruecht.at/informationen-solawi/

Direktvermarktung ist das Prinzip von Regula Imhof

Die wunderbaren BIO-Früchte von Regula gibt’s nicht im herkömmlichen Handel. „Es ist unser Ziel, im direkten Kontakt mit unseren Kunden zu bleiben. Und das in der näheren Umgebung. Wenn die Ernte quasi von den Nachbarn gegessen würde, wäre das die radikale Umsetzung regionaler und lokaler Kreisläufe“.

Und dennoch kann man ihre BIO-Produkte in BIO-Bauernläden kaufen: in den BIO-Läden Natters, am Fürstenweg in Innsbruck und in Jenbach. Denn diese Läden führen ausschließlich lokale Erzeugnisse und bieten diese in geprüfter BIO-Austria-Qualität an.

Regula Imhofs BIO-Obst gibt’s auch im Bauernladen zu Natters.

Meine Tipps:

Die Website von Regula Imhof ist eine Fundgrube interessanter Beiträge zur Lebensmittelproduktion im Allgemeinen und zu Obstzucht im Speziellen: https://www.gutefruecht.at/

Bauernladen Natters: https://www.gutefruecht.at/bio-bauernladen-natters/

Bauernladen am Fürstenweg in Innsbruck: https://www.gutefruecht.at/bio-bauernladen-innsbruck/

Bauernladen in Jenbach: https://www.gutefruecht.at/bio-bauernladen-jenbach/

Regula Imhof mit ‚Gute Frücht‘ auf Facebook: https://www.facebook.com/gutefruecht

Die Kontaktdaten:

Regula Imhof,

Gartenweg 14,

6161 Natters

Telefon +43 680 325 95 80

E-Mail lecker@gutefruecht.at