Die Schule der Alm: Arbeit als sinnstiftender Urlaub

Die Idee, die ich mit anderen in die Tat umgesetzt hatte war neu und simpel: Weshalb sollten nicht naturbegeisterte Urlauber die Möglichkeit haben, unseren Bergbauern bei ihrer harten Arbeit auf Alm und Bergmahd unter die Arme zu greifen? Gesagt, getan. Heuer setzt die Schule der Alm genau diese Idee schon zum 9. Mal um. Die Kurse gehören mit Sicherheit zu den exklusivsten Urlaubsbetätigungen im Alpenraum.

Irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen. In den neun Jahren haben wir im einzigartigen Valsertal in der Nähe des Brenners mehr als 350 Menschen Einblick in die harte Arbeit von Alm- und Bergbauern vermittelt. Menschen, die noch nie eine Sense in der Hand hielten, schwangen die scharfe Klinge am Bergmahd. Oder sie haben Heu auf einer steilen Bergwiesen geerntet. Wir, die Initiator_innen des Projekts, sind Menschen mit großem Respekt vor den Kulturleistungen unserer Vorfahren. Und genau die wollen wir erhalten. Mehr Informationen gibt’s auf unserer Website: https://www.schulederalm.at/

Das bereits legendäre Bergmahd ‚Ocherloch‘

Helgas Alm als Ausgangspunkt

Was als eine simple Idee begonnen hatte beginnt nun größere Kreise zu ziehen. Vor neun Jahren wollten wir ganz einfach einige Freiwillige finden die bereit sind, einige Tage auf ‚einer Alm ‚Helgas Alm‘ mitzuhelfen. Dafür erlernten sie – quasi als Lehrlinge – die Grundbegriffe der handwerklichen Tätigkeiten von Bergbauern. Es steht fest: Sensenmähen, Schwenden, Trockensteinmauern errichten, Waale öffnen oder Ziegen melken sind Komponenten eines neuen Urlaubsgefühls. Ich nenne ihn den ’sinnstiftenden Urlaub‘.

Ziegen im Valsertal
Helgas Ziegenherde auf ihrer Lieblings-Wiese im inneren Valsertal. Da stören auch Regen und Nebel nicht.

Freiwilligeneinsätze zur ‚Alm- und Bergwiesenpflege‘

Die Grundkurse werden um unsere Einsätze zur ‚Alm- und Bergwiesenpflege‘ ergänzt. Das sind spezielle Freiwilligeneinsätze auf Almen und Bergwiesen im wunderschönen Nordtiroler Wipptal. Denn die Erhaltung von Almen und Bergwiesen ist ja das erklärte Ziel.

Sensenmähen Schule der Alm
Sensenmähen am Berghang

Sensenmähen am Berghang. Eine Herausforderung

Zugegeben: nach einem Grundkurs der Schule der Alm können Anfänger zwar mit der Sense halbwegs umgehen. Claro, im Stil von Bergbauern mähen können sie nicht. Brauchen sie auch nicht. Allein die Tatsache, in der Lage zu sein, Gras quasi von Hand schneiden zu können, ist ein Erfolgserlebnis und motiviert zahlreiche Absolvent_innen, ihre prifvaten Wiesen und Rasen per Sense zu mähen. Weshalb wir das tun? Weil Bergwiesen innerhalb weniger Jahre verbuschen und verwildern, wenn sie nicht gepflegt werden. Dann würden auch die Blumenteppiche verschwinden.

Sensenmähen am Berghang gehört quasi zur Grundausbildung in der Schule der Alm.

Heu machen, für viele unserer Schüler_innen eine völlig neue Erfahrung

Ein Zaun ohne Nagel: Der Schrägezaun

Oder der Bau von Schrägezäunen. Auch hier fallen die Meister nicht vom Himmel. Wenngleich bereits einige Absolvent_innen der Grundkurse angekündigt haben, solche Schrägezäune auch bei sich zu Hause aufstellen zu wollen. Wenn man aber sieht, wie die Kursteilnehmerinnen den Vorschlaghammer schwingen kann man sich nur noch wundern.

Schrägezaun
Ein Schrägezaun war im Valsertal die traditionelle Zaunform.
Schrägezaun
Almschul-Direktor Luis beim Schrägezaunbau

Kräuterwissen für die Küche 

Auf viel Resonanz stößt unser Angebot von Kräuterführungen am Bergmahd. Für viele Teilnehmer_innen wird dies zu einer Exkursion in eine neue, faszinierende Welt. Dass man nämlich quasi im Spazieren Nahrung sammeln kann, ist vielen Schüler_innen neu. 

Elli Mayr, die Kräuterfee der Schule der Alm bei einer ihrer Führungen.

Großen Zuspruch findet auch der bienenkundliche Teil des Grundkurses, der vom Meisterimker und Obmann der Schule der Alm, Andreas Eller bestritten wird. Aug‘ in Aug‘ mit den summenden Insekten erklärt er deren Wichtigkeit für ein funktionierendes ökologisches System.

Bienenvater und Vereinsobmann Andreas Eller in voller Aktion

Schwenden hält die Mähder frei

Dass blühende Bergwiesen nicht selbstverständlich sind vermitteln wir ebenfalls. Sie müssen alle zwei Jahre gemäht werden um ihre Farbenpracht nicht zu verlieren. Denn einwachsende Fichten und Sträucher wie Alpenrosen oder Heidelbeeren bringen auch das schönste Bergmahd nach einigen Jahren zum Verschwinden. Und damit auch die ungeheure Vielzahl von Pflanzenfamilien, Blumen und Insekten. Schwenden wird jene Tätigkeit genannt, die dafür sorgt, dass die Bergwiesen ‚offen‘ bleiben.

Schwenden nennt man jene Tätigkeit, bei der die auf der Almfläche einwachsenden Bäumchen zum ‚Ver-schwi(e)nden‘ gebracht werden.

Waale pflegen

Und zuguterletzt widmen wir uns in der Schule der Alm auch den sogenannten Waalen. So werden in Tirol Bewässerungskanäle genannt. Im Fall von Bergmähdern dienen sie dazu, die Blumenwiesen mit Wasser und den darin enthaltenen Nährstoffen zu versorgen.

Das ‚Erfolgsgeheimnis‘ der Schule der Alm

Ich wollte von den Teilnehmer_innen ganz konkret wissen, weshalb sie die Zeit auf der Schule der Alm so genossen haben. Bei den Antworten klingt ganz eindeutig durch: ‚Weil man jeden Abend konkret sieht, was man gemacht hat.‘ Auch die Absenz der Hektik, des Getriebenseins und der Zeitnot macht sich schon nach einigen Stunden bei den Teilnehmer_innen bemerkbar. Überraschend: Handies sind kaum in Gebrauch.

Und da sind dann noch die Lehrerinnen und Lehrer der Schule der Alm. Sie verströmen Ruhe und Gelassenheit. Eigenschaften, die in unseren hektischen Zeiten schon beinahe verloren gegangen sind. Ihre authentische Vermittlung uralter bergbäuerlicher Handwerkstechniken sorgt dafür, aus Arbeit Erholung zu machen.

Unsere Lehrer sind immer für einen Spass zu haben.

Hier geht’s zu den Kurs-Anmeldungen 2024

Unser Newsletter

In diesem Sinne bitten wir alle, die an funktionierenden Almen und gepflegten Bergwiesen Interesse haben, den Newsletter der ‚Schule der Alm‘ zu abonnieren. Beim Besuch unserer Website https://www.schulederalm.at/ poppt die Anmeldung dazu nach kurzer Zeit auf.

In unseren Newslettern schildern wir nicht nur Aktuelles sondern auch Wissenswertes über unsere Kulturlandschaften hoch in den Bergen. Was wir am meisten wünschen: dass ihr uns gewogen bleibt.

3 Gedanken zu “Die Schule der Alm: Arbeit als sinnstiftender Urlaub

  1. Vor drei Jahren ist mir ein Bandscheibenvorfall dazwischen gekommen und dieses Jahr fast dieses Corona. Daher bin ich bis heute immer noch sehr glücklich, dieses Jahr beim ersten Kurs dabeigewesen zu sein. Es ist alles so, wie es Werner ob beschrieben hat. Ich war so begeistert, dass ich einfach noch länger im Tal geblieben bin, was ich jedem Teilnehmer als ein „Nachwirken“ und nicht zu schnelles Zurückkehren in den „Alltag“ empfehlen möchte.

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  2. Pingback: Geschenke ‚Made in Tyrol‘ | Tirol isch toll

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