Neonicotinoide killen Bienen. Was nun?

Tote Bienen werden in Südtirol bald zum alltäglichen Bild in Bienenhäusern gehören. Bild: global2000

Auf dem Partezettel von milliarden von Bienen müsste stehen: Gekillt von der Chemieindustrie und deren Neonicotinoiden

Es sei ihnen ins Stammbuch geschrieben: Den ewigen, berufsmäßigen – und vermutlich sogar gekauften – Claqueuren der Chemieindustrie, Politik und Bauernvertretung, den verbalen Schreihälsen in allen sozialen Medien: Neonicotinoide killen Bienen.

Die selbsternannten Rächer der Enterbten, die Frontidioten der Chemieindustrie und die rhetorischen Landsknechte der ‚Mehrheitspartei SVP‘ sollten sich besser zurückhalten. Nahezu täglich erscheinen internationale Meldungen, die den chemiesprühenden Obstbaronen Südtirols zumindest zu denken geben müssten. Wer in Zukunft unliebsamen Gegnern wie dem Dokumentarfilmer Alexander Schiebel Tod und Teufel an den Hals wünscht sollte sich das gut überlegen. Denn der Mann hat Recht. Vor allem aber: kein Spaziergang mehr in Südtirol entlang von Obstplantagen; Joggen oder Radfahren in der Nähe von Obst-Monokulturen: lassen Sie es um Himmels willen bleiben.

Nachdem Glyphosat, eine in Südtirol ganz besonders gern und reichlich versprühte chemische Keule von der WHO als potentiell krebserregend entlarvt worden ist sind es jetzt die Neonicotinoide, die von unabhängigen Wissenschaftern endgültig als Bienenkiller deklariert werden. Also hört in Südtirol doch endlich auf, jene Menschen politisch abzustrafen, die lediglich auf das Treiben der Obst- und Chemie-Lobby hinweisen. Mehr noch: seid ihnen dankbar, dass sie auf eine Vergiftung hinweisen, die in der Geschichte ihresgleichen sucht. (Hier geht es zur Darstellung der abscheulichen Verquickung von Südtiroler Landespolitik mit der Südtirolwerbung.)

Jetzt ist es endgültig klar: Neonicotinoide verwirren die Bienen, worauf sie ihre Arbeit vernachlässigen.

Jetzt ist es endgültig klar: Neonicotinoide verwirren die Bienen, worauf sie ihre Arbeit vernachlässigen.

Neueste Forschungen belegen, dass Neonicotinoide wie eine Droge auf Bienen wirken. Sie bevorzugen – das ist jetzt wissenschaftlich belegt – Futter, in dem ausgerechnet diese Nervengifte namens Neonicotinoide enthalten sind.

Jetzt bin ich aber so etwas von gespannt, was die Chemie-Fanatiker in Südtirol von sich geben. Denn auch das Lieblingsargument der politischen Landsknechte zieht überhaupt nicht mehr. Denn auch das Versprühen des Bienengiftes außerhalb der Blütezeit ist für die fleißigen Honig- und Pollensammler letal. Denn Neonicotinoide verbreiten sich in der gesamten Pflanze, von den Wurzeln bis zur Blattspitze.

Die tödlichen Zusammenhänge waren wirklichen Fachleuten – im Gegensatz zu den Schalmeienklängen der im Sold der Gier-Chemie-Konzernen stehenden ‚Spezialisten‘ – schon länger klar: Bienen, die mit Neonicotinoiden angereichertes Futter oder Pollen aufnehmen, ähneln Betrunkenen. Schwanken, zittern und können ihren Arbeiten im Bienenstock nicht mehr nachgehen. Auch den sogenannten ‚Schwänzeltanz‘, die Kommunikation der Bienen, wo Honig zu holen wäre, fällt nahezu flach. Das heißt: die Bienenvölker verhungern ob der Schädigung durch die Neonicotinoide. Unfassbar!

Der Giftcocktail mit dem anschließendem ‚Vollrausch‘ ist für ein Bienenvolk aus mehreren Gründen verheerend Wenn die strikte Aufgabenteilung eines Volkes aus seiner Ordnung gerät ist das Volk quasi zum Tode verurteilt. Die für das Überleben nötige Struktur bricht zusammen. Dazu gibt es einen sensationell guten Film des Südwestfunkes:

Klartext über das Bienensterben im SWR

Klartext über das Bienensterben im SWR

So: Nun hätte ich gerne gewusst, wie die Politik in Südtirol auf solche Meldungen reagiert. Eigentlich erwarte ich wiederum dieselbe Tour:

  • Die wissenschaftliche Studie wird in Frage gestellt;
  • Das Bienensterben existiert in Südtirol eigentlich gar nicht, und wenn, dann geben Bauernkammer und Imker immer noch der Varroa die alleinige Schuld;
  • Es wird wieder betont, dass die Gifte nur in der Nacht ausgebracht werden, in einer Zeit, in der die Bienen nicht fliegen;
  • Und zuguterletzt singen die politischen Landsknechte gemeinsam mit den Rächtern der chemisch enterbten Obstbarone und alle anderen Frontidioten der Chemieindustrie in Facebook und Twitter das hohe Lied der braven und arbeitsamen „Bergbauern“.

Wetten, dass sich in Südtirol nix ändert? Und dass auch in Zukunft die Überbringer der schlechten Botschaft anstelle der Chemie-Falotten rhetorisch gelyncht werden?