Urlaub einmal anders: Zwei Tage mit Bergbauern arbeiten

Es ist ein Urlaub, wie er kein zweites Mal angeboten wird: Inmitten majestätisch aufragender Berge etwas zu tun, was dem Urlaub tiefen Sinn und ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit verleiht.

Eine Frage hat wieder an Bedeutung gewonnen: Wo können wir im kommenden Sommer einen erfüllenden und gleichzeitig kostengünstigen Urlaub verbringen? Die Auszeit soll nicht zu teuer und dennoch exklusiv sein. Soll Erholung in würziger Luft garantieren und auch jenes romantische Gefühl aktivieren, bei dem Glückshormone tätig werden. Genau das bietet das einzigartige Nordtiroler Wipptal.

Obernberg, Bergeralm Lichtsee Weg Tribulaun Rohrsee
Der Rohrsee mit Bergmähdern in Obernberg. Im Hintergrund die monumentalen Tribulaun-Berge.
Bergwiesenblumen
Blumenwiesen gibt es nur noch dort zu sehen, wo sie von Bauern gepflegt werden. Sie sind Ausdruck intakter Natur.

Zwei Traumtäler – eine Idylle

Das Obernberg und das Gschnitztal gehören mit Sicherheit zu den schönsten Seitentäler Tirols. Von internationalen Medien wie dem GEO-Magazin werden sie zurecht als Traumtäler bezeichnet. Das Gschnitztal ist sogar eines der österreichischen Bergsteigerdörfer. Beide sind wunderschön, und geradezu ideal dafür, Menschen binnen kürzester Zeit aus dem Alltagstrott zu reißen.

Beide Täler verfügen über ein wahrhaftiges ‚Sehnsuchtspotential‘. Märchenwiesen, lichte Lärchenwälder und saftiggrüne Almen liegen wie hingestreut inmitten spektakulär aufragender Berge. Das Obernberger Tal beherbergt zudem ein smaragdgrün funkelndes Juwel: den Obernberger See. Dazu kommen noch unzählige kleine Bergseen inmitten einer grandiosen Landschaft. 

Obernberger See
Der Obernberger See. Bild: TVB Wipptal, Helena-Beermeister
St.Nikolauskirche Obernberg
Die St.Nikolauskirche in Obernberg vor den mächtigen Bergen des Tribulaun.

Die Idylle kriegt Risse. Verwilderung bedroht das Paradies

‚Verwilderung‘ nennt sich das Damoklesschwert, das drohend über diesen Traumlandschaften hängt. Einige Almen und Märchenlandschaften scheinen ein sichtbares ‚Ablaufdatum‘ zu haben. Der einstige Stolz der Bergbauern, die hoch gelegenen Blumenwiesen, waren jahrhundertelang ob ihres duftenden Bergheus geschätzt worden. Die Bauern betrachten dieses Heu noch heute als eine Art ‚Medizin‘ für jene Tiere, die im Winter krank werden. Und genau diese ‚Bergmähder‘ müssen von den Bauern mehr und mehr aufgegeben werden. Zu arbeits- und kostenintensiv ist die Erhaltung. Viele dieser Mähder werden darüber hinaus nur unzureichend von Wegen erschlossen. Die Konsequenz der Natur: An deren Stelle tritt innerhalb weniger Jahre meist undurchdringliches Strauchwerk. 

Heupille auf Bergmahd in Obernberg
Ein blühendes Bergmahd im Obernbergtal.

Alm und Bergmahd: ein uraltes kulturelles Erbe

Die Folgen sind teils verheerend: immer mehr botanisch einzigartige Wiesen mit ihren unzähligen Pflanzenfamilien, Schmetterlingen, Insekten und seltenen Blumen – teils auf der roten Liste der bedrohten Arten stehend – verschwinden völlig. Die mühsame Arbeit von Generationen von Bergbauern scheint umsonst gewesen zu sein. Und alle schauen zu. Alle?

Nicht die ‚Schule der Alm’. Seit fünf Jahren setzt sich dieser dem Gemeinwohl verpflichtete Tiroler Verein aktiv für die Erhaltung der bereits historischen bäuerlichen Kulturleistungen ein. Und sucht deshalb Freiwillige, die mit anpacken.

Exclusiv in Tirol: Wo Arbeit zur Erholung wird

Das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden zeichnet die Arbeit der Schule der Alm in den vergangenen fünf Jahren aus. In Kooperation mit der Schutzgebietsbetreuung ‚Stubaier Alpen‘, dem Tourismusverband Wipptal und Bergbauern in beiden Tälern ist ein Urlaubsangebot entstanden, das in Tirol seinesgleichen sucht. 

Gschnitztal
Idyllisch und schön: das Gschnitztal. Bild: wipptal.at
Eine Postkartenidylle: die wohl schönste Wallfahrtskirche Tirols hoch über dem Gschnitztal.

Das einmalige Angebot: Wer sich an zwei Tagen seines Urlaubs als ‚Bergbauer auf Zeit‘  betätigt kommt in den Genuss einer unvergesslichen Erfahrung.

Die Schule der Alm weiß es aus Erfahrung: Handwerkliche Arbeit unter freiem Himmel – wie es Bergbauern tagaus tagein praktizieren – ist vor allem für urbane Menschen sinnstiftend. Wenn man kann die Tagesarbeit am Abend auch mit eigenen Augen sehen kann macht das zufrieden und auch ein bißchen stolz. 

Quasi nebenher entsteht das wohlige Gefühl, in einer Gruppe mit Gleichgesinnten an etwas Großem zu arbeiten. Nämlich der Erhaltung der unersetzlichen bergbäuerlichen Kulturleistung namens Alm und Bergmahd.

Steineralm Obernberger Tal
Weitab der Touristenströme: ein kleiner See ob der Steineralm im Obernberger Tal. Bild: wipptal.at

Die Pflege der kleinen Paradiese gewährt auch tiefe Einblicke in die Lebenswelt der hart arbeitenden Bergbauern. Neben den persönlichen Kontakten mit diesen hart arbeitenden Menschen ist es die Landschaft, die Luft, die körperliche Arbeit, von der die Freiwilligen schwärmen. Aber das ist noch nicht alles.

Experten betreuen die arbeitenden Urlauber

Die Betreuung der Arbeitsgruppen ist wahrhaft exklusiv. Die Betreuer_innen sind nämlich ausgebildete Schutzgebiets-Expert_innen, Biolog_innen und Botaniker_innen. Sie beantworten alle Fragen zu Fauna und Flora. Hier kriegt man Informationen, die selbst Google nicht bietet. Ob zu Insekten, Pflanzen, Blüten oder Schmetterlingen. Oder zur Funktion von blühenden Bergwiesen im Zusammenhang mit Wasserspeicherung und Lawinenschutz.

Freiwilligenprojekt im Gschnitztal
Teilnehmer_innen am Freiwilligenprojekt 2020 im Gschnitztal werden von Experten begleitet. Bild: J. Hammer, wipptal.at

Eine Almexkursion als ‚Bonus‘ für die Mitarbeit

Dass während der zwei Tage eine köstliche Jause am Bergmahd aus Produkten des Tales gereicht wird, ist selbstverständlich. Für die Freiwilligen, die uns zwei Tage ihres Urlaubs ’schenken‘, haben wir einen attraktiven ‚Bonus‘ geplant. Nämlich eine eintägige Exkursion zu Helgas Alm ins Valsertal unter der Leitung von ausgewiesenen Fachleuten. Es ist ein Eintauchen in echtes, unverfälschtes Almleben, das uns Helga Hager für einen Tag lang ermöglicht. 

Helgas Alm im Inneren Valsertal: Exkursionsziel des Freiwilligenprojektes der Schule der Alm

Was sind die konkreten Arbeiten?

1. ‚Schwenden‘.

Die größte Bedrohung der Bergwiesen und Almen in beiden Tälern sind einwachsende Fichten, Latschenkiefern und Grünerlen. ‚Schwenden‘ wird jene Tätigkeit genannt, die 2021 auf Almflächen und Bergwiesen im Gschnitz- und Obernbergtal ausgeführt werden um die Weideflächen von einwachsenden Sträuchern zu befreien.

2. Lärchenwälder aufräumen

Ein unverkennbares Symbol beider Täler sind ausgedehnte Lärchenwälder. Lärchen haben eine Eigenschaft, die Bergbauern immer schon geschätzt haben: Sie lassen soviel Sonnenlicht bis zum Boden durch, dass Pflanzen unter den Baumkronen gedeihen können. Deshalb ist hier – im Gegensatz zu reinen Fichtenwäldern – Weidewirtschaft möglich. Hier gilt aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten.

Im Herbst kleiden sich die Lärchen in Gold.
Lärchenwald aufräumen kann sehr viel Spaß machen. Bild: Klaus Auffinger

Viele Lärchenäste brechen im Winter unter der Schneelast ab und fallen zu Boden. Nun muss man noch wissen, dass Kühe kein Gras fressen, das mit Holzstücken durchsetzt ist. Die logische Konsequenz hat hierzulande einen Namen: ‚ramen‘, also‚aufräumen‘ oder ‚zusammenräumen’. Und das erfolgt im Spätfrühling, wenn der Schnee weg und das Gras noch jung ist.

Bergfrühling oder Altweibersommer?

Jetzt bleibt nur noch eine Überlegung offen: Soll der sinnstiftende Urlaub im Frühling oder im Spätsommer stattfinden. Heuer werden insgesamt füf Kurse angeboten: zwei im Bergfrühling zwei im Sommer und einer zu Herbstbeginn. 

Kurstermine 2024:

  • 09.06.-14.06.2024 in Obernberg
  • 23.06.-28.06.2024 im Bergsteigerdorf Gschnitztal
  • 25.08.-30.08.2024 in Obernberg
  • 01.09.-06.09.2024 im Bergsteigerdorf Gschnitztal

Wichtig für Einheimische: Die Termine können mit oder ohne Übernachtung gebucht werden.

Hier könnt ihr buchen und euch anmelden

Der Tourismusverband Wipptal hat es übernommen, die Buchungen entgegenzunehmen. HIER geht’s zur Website.