Ende Juni wurde ich Zeuge einer Almauffahrt, wie ich sie so noch nie erlebt hatte. Die Valser Bäuerinnen und Bauern führten ihre Tiere zum Teil an einem Seil bis hoch auf die Zeisch-Alm. Eine Alm, wie es sie in Tirol ganz sicher kein zweites Mal mehr gibt und die sicher noch für Furore sorgen wird.
Die Zeisch-Alm ist Skitourengeher_innen und Bergfexen durchaus bekannt. Rund 2 Stunden von Innervals entfernt liegt sie auf ziemlich genau 2.000 m Seehöhe. Für die Valser Bäuerinnen und Bauern ist dies jene Alm, auf die sie ihre Tiere jährlich im Sommer bringen.
Der Aufstieg ist für die Tiere durchaus nicht ungefährlich. Deshalb führen auch viele Bäuerinnen und Bauern die Tiere an sogenannten ‚Kälberstricken‘, um sie so vor Fehltritten zu schützen. Diese Vorsichtsmaßnahme geht angeblich auf einen Ochsen zurück, der beim Aufstieg auf die Zeischalm tödlich abgestürzt war.
Bis zu drei Stunden dauert der Aufstieg für die Tiere, die dabei auch mehrere Wasserfälle passieren und an einigen schmalen Stellen auch trittsicher sein müssen.
Wer nun – wie ich – das erste Mal auf die Zeischalm aufsteigt ist basserstaunt. Dem aufmerksamen Wandersmann / der neugierigen Wandersfrau entgeht nicht, dass ab Ende des Forstweges nur noch ein schmaler Pfad gen Himmel strebt. Vorbei an Wasserfällen und engen Passagen geht’s dahin. Hier versteht auch der Laie, dass es gut ist, ungeübte Tiere quasi an die Leine zu nehmen.
Die Zeisch selbst ist genauso außergewöhnlich wie es die Almauffahrt ist. Erst auf den allerletzten Metern sichtbar, bietet sie einen Anblick, an den man sich erst gewöhnen muss: Da erscheinen massive Steingebäude in Trockensteinmanier erbaut. Umgeben wird die Alm von einem Steinring, quasi einem Steinkreis, in den man über einen steinernen Eingangsbereich aus stehenden Steinen gelangt. Man fühlt sich jedenfalls in die Zeit der Menhir- oder Megalith-Kultur versetzt. Alles hier ist liebevoll und vor allem künstlerisch mit Steinen gestaltet. Selbst eine open-air-Dusche mit Blick aufs wunderbare Valertal ist im Stile von Menhiren gebaut.
Hinter dieser künstlerischen Gestaltung und Erhaltung einer Alm steckt ein Mann: Erich Gatt, der gemeinsam mit seiner Familie diese Alm nicht nur erhalten sondern sie geradezu zu einem Kunstobjekt gestaltet hat.Und Erich ist ein aufmerksamer Gastgeber und interessanter Gesprächspartner. Immer gut gelaunt und für allerlei Scherze aufgelegt. Ihm und vor allem seiner Kunst habe ich ich diesen Blog gewidmet.
Was nämlich Erich Gatt auf der Zeischalm geleistet hat ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Er hat im Laufe der Jahre einen eigenen Kunst-Stil entwickelt, den ich zur Land-Art zähle, die seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts weltweit für Furore gesorgt hat. Wie gesagt: Mehr über diesen außergewöhnlichen Valser in einem meiner nächsten Blogs.
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