Wandern im Stubaier Paradies – von Telfes auf die Schlickeralm

Eigentlich hatte ich die ganze Sache nicht geglaubt. „Die Wanderwege im Stubaital gehören zu den Besten und Schönsten in Tirol“, pries mein Stubaier Freund die gebirgigen Pfade des wunderschönen Tales. Da war eine Probe auf’s Exempel fällig. Inklusive der Besichtigung einer Alm-Käserei samt Verkostung.

Die Gegend, die ich zu durchwandern plante, ist ja in den letzten Wochen massiv ins Gerede gekommen. Es geht um einen Lift, der das Stubaital mit dem Skigebiet in der Axamer Lizum verbinden soll. Da wird auf der einen Seite eben ein ‚Brückenschlag‚ gefordert, auf der anderen Seite eine potentielle Naturverschandelung gegeißelt. Das Gebiet der Schlick ziert also derzeit quasi den politischen Präsentierteller. Mich störte das wenig, ich wollte ganz einfach eine Käsalm besuchen und anschließend die hoch gepriesenen Stubaier Wanderwege inspizieren. Samt einer Verkostung alpiner Köstlichkeiten auf der Schlickeralm.

Die Kalkkögel wachsen wildromantisch in den Himmel.

Die Kalkkögel wachsen wildromantisch in den Himmel.

Schon der Aufstieg von Telfes auf die Schlickeralm führt durch eine Landschaft, wie man sie selbst in Tirol nicht oft sieht. Von Süden her gesehen wachsen die Kalkkögel majestätisch und bizarr gleichermaßen in den Himmel. Berge wie in einer Vulkanlandschaft, eckig, zackig, rauh. Von Wind und Wetter zerfressen. Als Kontrast dazu: Satte, grüne Almwiesen wie aus einem kitschigen Bergroman. Grasende Kühe, vornehmlich Tiroler Grauvieh, bevölkern die von duftenden Fichtenwäldern gesäumten Almwiesen. So stellt man sich eigentlich das alpine Paradies vor.

Stubai Speichersee

Der Speichersee für das Skigebiet Schlick2000: ein wunderschönes Fleckchen ‚künstlicher‘ Natur.

Friedlich grasende Kühe auf den satten Wiesen der Schlickeralm. Bemerkenswert sind die schönen Exemplare des Tiroler Grauviehs.

Friedlich grasende Kühe auf den satten Wiesen der Schlickeralm. Bemerkenswert sind die schönen Exemplare des Tiroler Grauviehs.

Vorbei an einem Speichersee, der im Sommer offenbar zu einer Touristenattraktion geworden ist, führt der Weg zur bekannten Schlickeralm. Und hier wartet eine Attraktion der besonderen Art: eine kleine Sennerei, in der neben der einzigartigen, goldenen Almbutter vor allem ein unvergleichlicher Graukäse hergestellt wird. Man kann dem Käsemeister sogar über die Schulter schauen. Und was noch wichtiger ist: in der Schlickeralm werden die Produkte aus der almeigenen Sennerei zur Verkostung angeboten. Graukäse, Buttermilch und die absolut einzigartige Butter.

Körner, die später zum berühmten 'Grauen Käse' zusammenwachsen.

Körner, die später zum berühmten ‚Grauen Käse‘ zusammenwachsen.

Graukäse von der Schlickeralm - eine Köstlichkeit, die dem Senner 'aus der Hand gerissen' wird.

Graukäse von der Schlickeralm – eine Köstlichkeit, die dem Senner ‚aus der Hand gerissen‘ wird.

Butter von der Schlickeralm: nur gegen Vorbestellung und trotzdem immer ausverkauft.

Butter von der Schlickeralm: nur gegen Vorbestellung und trotzdem immer ausverkauft.

Bilder wie aus dem Mittelalter. Das Kirchlein auf der Schlickeralm hat einen weltbekannten Erbauer: Clemens Holzmeister, ein Sohn des Stubaitales.

Bilder wie aus dem Mittelalter. Das Kirchlein auf der Schlickeralm hat einen weltbekannten Erbauer: Clemens Holzmeister, ein Sohn des Stubaitales.

Ein Blick auf die Bergwelt der Kalkkögel.

Ein Blick auf die Bergwelt der Kalkkögel.

 

Von der Schlickeralm geht's dann weiter hinauf auf zum Kreuzjoch.

Von der Schlickeralm geht’s dann weiter hinauf auf zum Kreuzjoch.

Und wie es um die Wanderwege von der Schlickeralm zum Kreuzjoch bestellt ist, werde ich in meinem nähsten Blogpost schildern. Sie sollen ja – so mein Freund – einzigartig sein. Aber das ist eine andere Geschichte.

3 Gedanken zu “Wandern im Stubaier Paradies – von Telfes auf die Schlickeralm

  1. Werner, ich danke dir für diesen Bericht, der meine Brust vor Stolz schwellen lässt – obwohl ich eigentlich nichts dafür kann, dass die Menschen hier so fleißig sind und unsere schöne Natur so toll pflegen. Was mich ärgert ist, dass es Leute gibt, die behaupten, dass wir aus Gier und Gewinnsucht eben diese Natur unwiederbringlich zerstören wollen. Das passt doch überhaupt nicht zusammen.

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    • leider gibt es massive beispiele, wohin gier und gewinnsucht führt. in tirol. also ich kann schon viele menschen verstehen, die bedenken haben wenn’s um neue projekte geht. was aber das schlickgebiet anlangt: ich hab’s genossen. es ist einmalig und einzigartig. ja, ich war sogar begeistert. und vom graukäse, den ich mitgenomme hatte (genauso wie die butter) möcht‘ ich jetzt erst gar nicht anfangen. solche qualitäten kriegt man kaum noch zu kaufen. auch deshalb bin ich stolz auf die almsennereien und die menschen, die diese wunderbaren spezialitäten herstellen.

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      • Jaja, die Stern-Familie, omnipräsent im Tal: von der Weberei mit dem herrlichen „Tiroler Tweed“, über die Almen mit Gastfreundschaft, tollen Produkten aus der Sennerei bis hin zu den Lauf-Events, deren Organisation und auch Teilnahme höchste Kompetenz verlangen – sie haben das einfach im Griff.

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