BIO-Honig von einer Imkerin

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen ‚Honig‘ und ‚BIO-Honig‘? Das habe ich mich gefragt, als ich einen ganz wunderbaren BIO-Honig das erste Mal gekauft und verkostet hatte, der 2023 eine Goldmedaille bei der Tiroler Honigprämierung erzielt hatte. Da dieser wunderbar karamellartig schmeckende Nektar von Bienen ganz in meiner Nähe gesammelt wurde wollte ich Genaueres erfahren. Und machte mich auf, die Imkerin Margarethe Anreiter in Untermieming zu besuchen.

Eines dieser wunderbaren Tierchen bei der Bestäubung von Blüten an einem Obstbaum. Bild: wikipedia

„Ich habe erst in der Pension begonnen, mich der Imkerei zu widmen“, erzählt mir eine strahlende Imkerin gleich zu Beginn einer Führung in ihrem ‚Bienenhaus‘ in Untermieming. Margarethe Anreiter hatte nach ihren Tätigkeiten als Hauswirtschaftslehrerin und 34 Jahren als Sprechstundenhilfe ihres Gatten in dessen Arztpraxis in Matrei die Pension genützt, um etwas völlig anderes zu machen. „Ich hatte gleich einmal damit begonnen, den landwirtschaftlichen Facharbeiter in Imst zu machen“ erzählt sie. Zeitlebens habe sie sich um gesunde Ernährung gekümmert und wollte nun die Erzeugung gesunder Lebensmittel erlernen. „Dabei bin ich auch mit der Bienenzucht in Berührung gekommen, die mich gleich einmal fasziniert hat.“

Bienenstöcke inmitten wunderbarer Natur: die BIO-Imkerei Anreiter in Untermieming.

Nach Abschluss der Ausbildung hatte sie ‚großes Glück‘, wie sie sagt. „Ich erhielt vor neun Jahren einen der besten denkbaren ‚Imkerpaten‘, der mich zur Bienenzucht motiviert hat und an den ich mich heute noch vertrauensvoll wenden kann.“ Ihre Absicht, zuerst ihren Imkerpaten zu begleiten ohne selbst Bienenvölker zu besitzen wurde von diesem abrupt unterbrochen: „Er hat mir dringend empfohlen, gleich mit der Imkerei zu beginnen und quasi ‚learning by doing’ zu praktizieren.“ Und so ist Margarethe Anreiter heute stolze Besitzerin von elf Bienenvölkern und eine jener wenigen Imker_innen Tirols, die Honig in BIO-Qualität erzeugen. 

Was unterscheidet nun BIO-Honig von ‚herkömmlichem‘ Honig

Für Margarethe Anreiter ist diese ‚Achtsamkeit gegenüber der Natur‘, die sie bewogen hat, BIO-Imkerin zu werden. Ein gut sichtbarer Unterschied zur herkömmlicher Honigerzeugung sind die Baustoffe der Bienenstöcke, die bei der BIO-Produktion von Honig nur aus Holz oder Edelstahl bestehen dürfen. Plastik ist also verboten. Die entscheidenden Unterschiede bestehen jedoch bei der Behandlung von Bienenkrankheiten. Anreiter: „Wir BIO-Imker_innen dürfen zum Beispiel zur Bekämpfung der Varroa-Milben nur Oxal-, Ameisen- oder Milchsäure verwenden. Die drei Säuren kommen alle in der Natur vor und sind also keine künstlichen chemischen Produkte.“

Das ‚Flugloch‘ des Bienenstocks. Hier tummeln sich die ‚Wächterinnen‘, die ihr ‚Volk‘ bewachen und auch verteidigen.

Dass sie nicht kontrollieren kann, wohin ihre tausenden Bienen fliegen, ist klar. Sie ist aber glücklich darüber, dass in ihrem ‚Bienenrayon‘, also in der Umgebung ihrer Bienenvölker eigentlich nur Wiesen, die unbehandelt bleiben. „Und auch die Nachbarn verwenden keinerlei chemische Mittel in ihren Gärten“.

Varroa-Bekämpfung

Ich hatte in meiner Jugend einige Jahre als Assistent meines Vaters als Imker-Lehrling Erfahrung sammeln können. Und konnte jetzt bei meinem Besuch nur staunend feststellen, dass sich bei der Arbeit mit den Bienen, aber auch bei der Bekämpfung von Krankheiten und Bienenparasiten sehr viel getan hat. Wie zum Beispiel bei der Bekämpfung der Varroa-Milbe, die sich bereits in der Brut breit macht. Da die Bienenbrut ‚verdeckelt‘ ist werden die Varroa-Milben heute mit Wärme getötet.  Der Grund: die Milben machen sich schon an den Bienenlarven zu schaffen. Frau Anreiter hat dafür einen eigenen Wärmebehandlungskasten, in den sie die verdeckelten Brutwaben hängt. Die Behandlung dauert 2:20 Stunden, die Varroamilbe stirbt und die junge Brut kann unbeschädigt schlüpfen.

In diesem Kasten wird die noch in den Waben verdeckelte Bienenbrut mit Wärme behandelt, bis die Varroamilben absterben.

Auch die üblen Wachsmotten werden heutzutage auf brillante Art und Weise beseitigt: Die Imkerin gibt die Waben nach dem Schleudern des Honigs rund 1 Woche in die Tiefkühltruhe – und die Wachsmotten sind beseitigt. Diese Tiere fressen sich ansonsten durch die Bienenwaben und werden von den Bienen zwar bekämpft, einige dieser in ihrer Jugend wurmartigen Tiere überleben aber immer wieder.

Die BIO-Imkerin Margarethe Anreiter in ihrem Bienenhaus mit den Honigschleudern.

Eine für den Honigertrag wichtige Arbeit ist heute unvergleichbar einfacher geworden. Um die Königin davon abzuhalten, noch kurz vor dem Schleudern des Honigs auch in die sogenannten ‚Honigwaben‘ Eier zu legen, werden ‚Bannwaben‘ verwendet. Dabei handelt es sich um einen kleinen Behälter, in den zwei Waben passen. Die Königin wird 24 Tage lang in diesen Behälter ‚gesperrt’ und kann somit ihre Eier nur in die zwei Waben legen. Nach 12 Tagen werden die Waben gewechselt und von der Königin neu mit Eiern versehen. Die Arbeitsbienen haben jederzeit Zutritt zur Königin, können sie futtern und die Brut betreuen. Da die Königin nun keine Eier mehr in die Honigwaben legen kann ist das Honigschleudern ohne den Verlust der jungen Brut möglich. Das war früher ganz anders: Da musste der Bienenstock aufgemacht werden um sogenannte ‚Absperrgitter‘ zwischen den Brut- und Honigwaben zu montieren. Denn dieses Gitter konnte von der Bienenkönigin nicht passiert werden.

In diesem abgeschlossenen Bereich kann die Königin ihre Eieer in die Waben legen, die Bienen verpflegen ihre ‚Chefin‘ durch die Öffnungsschlitze. Das alles wird gemacht, um die ‚Honigwaben‘ von Brut frei zu halten.

Besonderen Wert legt Anreiter darauf, eigenes Wachs zur Herstellung der sogenannten ‚Mittelwände‘ der Waben zu verwenden. Auf ihnen ziehen die Bienen dann ihre sechseckigen Wabenelemente auf. Zuerst wird das alte Wachs geschmolzen und sorgsam gereinigt, um es dann von einem zertifizierten BIO-Betrieb in Mittelwände formen zu lassen.

Eine ‚alte‘ Wabe mit einer Weiselzelle. Darin ziehen die Arbeiterbienen neue Königinnen. Das gilt es zu vermeiden. Wenn sich nämlich eine zweite Königin im Stock befindet schart die ‚alte‘ Königin ihre Getreuen um sich und verabschiedet sich in Form eines ‚Bienenschwarms‘.

Und wenn ich schon die Unterschiede zwischen ‚normalen‘ und BIO-Imker_innen schildere sollte nicht vergessen werden, welchen ‚Aufzeichnungsaufwand‘ auch hier für die BIO-Produktion besteht. Dieser ‚Papierkrieg’ ist unfassbar und ist mit Sicherheit für viele Imker_innen der Hauptgrund, der BIO-Imkerei nicht näher zu treten.

Ein weiterer Unterschied zur herkömmlichen Bienenzucht: Der im Herbst quasi zur ‚Abgeltung‘ für den entnommenen Honig zur Auffütterung verwendete Zucker stammt aus BIO-Anbau. 

BIO-Imker_innen müssen einen ganzen Haufen Papierkram erledigen. Wie akkurat Margarethe Anreiter das macht, zeigt dieses Foto.

Der Honig von Margarethe Anreiters Immen ist meist eine Mischung aus Wald- und Blütenhonig. Was mir am Honig aus dem Jahr 2023 so schmeckt ist der zarte Karamellduft dieser süßen Verführung. 

Diesen seltenen, ungemein schmackhaften BIO-Honig gibt’s im Direktverkauf und in der Metzgerei Feistmantl in Rietz im M-Preis Gebäude.

Wo gibt’s den BIO-Honig von Margarethe Anreiter?

Wer die Bienenfachfrau und Imkerin im Internet sucht tut dies vergebens. Daher kommt man an dieses wahrhaft wunderbare Naturprodukt nur vermittels des Telefons. Eine einzige ‚Verkaufsstelle’ des BIO-Honigs gibt es in Rietz im M-Preisgebäude bei der Metzgerei Feistmantl. Ansonsten muss man sich dazu bequemen, den Honig bei Margarethe Anreiter telefonisch unter 0664/1016789 zu bestellen und in Untermieming am Saßberg 7 persönlich abzuholen. Der Preis für 1/4 kg beträgt 6 €, ein halbes kg gibt es um 11 €.

Mein Tipp

Eine der Bildgeschichten des genialen Wilhelm Busch beschäftigt sich mit den Bienen und findet ausnahmsweise ein gutes Ende. Busch erklärt auch gut verständlich, kurz und bündig, wie’s im Bienenstock zugeht. Absolut lesenswert: https://www.projekt-gutenberg.org/wbusch/schnurr/chap002.html

2 Gedanken zu “BIO-Honig von einer Imkerin

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