Immer wenn es im Innsbrucker Treibhaus ‚rund geht‘, ob beim Kartenabreissen, im Backstage-und Bühnenbereich oder im Restaurant: Hannes Pendl kümmert sich um Organisation und reibungslose Abläufe in Tirols Kulturtempel Nummer eins. Mir ist er bisher als ‚Chef vom Dienst’ aufgefallen, heute nennt man solche Tätigkeiten ‚Checker‘. Das ist aber nicht alles, was Hannes beherrscht.
Was ich nicht erahnte: der 33jährige gebürtige Steirer ist Absolvent der österreichischen Elite-Schauspiel-Schmiede ‚Max-Reinhardt-Seminar‘, studierte bei Klaus Maria Brandauer und Peter Simonischek und erhielt Film-Unterricht bei Iztvan Szabo und Michael Haneke. Er kann von sich sogar behaupten, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen zu sein. Neben vielen Theater-Engagements war er auch Radiomoderator, trat zudem in Filmen von Wolfgang Murnberger und Ulrich Seidl auf.
Otto Grünmandl wieder im Treibhaus
Beim Lesen des Treibhaus-Programmes stach mir kürzlich der Name ‚Grünmandl’ ins Auge. Der 2000 verstorbene unvergessliche Kabarettist hatte doch das Treibhaus als sein Wohnzimmer betrachtet, wo viele seiner Werke zur Ur- und Wiederaufführung gelangten. Er kehrt nun post mortem mit seinem Theaterstück ‚Robinson, Freitag und das Krokodil – ein Inselabenteuer’ zurück. Grünmandls Opus wurde bisher erst zweimal gespielt und feiert bei der Premiere im Treibhaus-Turm am 19. November ab 19Uhr30 sogar seine Tiroler Erstaufführung.
Es war Hannes Pendl, der das Grünmandl-Opus aufgestöbert hat. Er nützt jetzt das einmalige Ambiente im Treibhaus, um nicht nur ‚hinter der Bühne‘ sondern ‚auf der Bühne‘ zu agieren. Mit seiner Produktion des 2-Personen-Stücks schließt er einen Kreis. Denn neben Hannes Pendl als Robinson und Thomas Lackner als Freitag sind zwei langjährige Weggefährten Otto Grünmandls mit von der Partie: Siggi Haider ist für die Musik und Klaus Rohrmoser für die Regie zuständig.

Der Impresario als Krokodil?
Ausständig ist noch die Besetzung der Rolle des Krokodils. Da wurde der Impresario des Hauses angefragt, ein Freund und Verehrer ‚Grünmandls, dessen Ausspruch die Wand des Treibhaus-Restaurants ziert: „Politisch bin ich vielleicht ein Trottel aber privat kenn ich mich aus.“. Ein Auftritt könnte, so denke ich, möglicherweise die Paraderolle für Norbert K. Pleifer werden. Ich habe meinen langjährigen Freund hier etwas detaillierter beschrieben.
Der Plot
Grünmandl, der Worte-Jongleur, hat das Stück in einem Satz beschrieben: „Zu zweit allein ist nicht dasselbe wie allein zu zweit“. Robinson und Freitag sind die einzigen Menschen auf der Insel im ozeanischen Meer. Jeder von ihnen hat eine der beiden Landzungen zu seinem Territorium erklärt, die zum Meer hin auseinander klaffen. Auf der Insel selbst befindet sich ein brodelnder, vulkanischer Sumpf, in dem ein schreckliches Krokodil hausen soll. Ihre ausweglose Lage scheint darin zu bestehen, dass sie sich gegenseitig umbringen wollen, aber nicht können. Die Zeit vertreiben sich die beiden mit Spielen, belauern sich aber auf menschenfressende Weise gegenseitig. Daher ist ihr Spiel ein kannibalesisches.
Wie wird man überhaupt Schauspieler?
Ich wollte immer schon wissen, wie eine Schauspielausbildung abläuft. Also nahm ich die Gelegenheit wahr und stellte Hannes jene Fragen, die mich bei Schauspieler_innen immer schon interessierten. Wie zum Beispiel jene, wie er zur Schauspielerei gekommen ist.
Eigentlich, so erzählt er, hatte er schon als Knabe Ambitionen zum Schauspiel gehabt. „Ich stellte in meiner Phantasie eine Fußballmannschaft zusammen, in der ich alle Rollen übernahm: Stürmer, Verteidiger, Tormann. Aber auch den Schiri spielte ich selbst“. Und als er dann im Alter von 15 Jahren Mitglied einer Theatergruppe wurde reifte seine Entscheidung, Schauspieler zu werden.
12 Studenten werden aus knapp 1000 Bewerbungen ausgewählt
Freudig überrascht war er als er erfuhr, dass man für die Schauspielausbildung auf der ‚Universität für Musik und darstellende Kunst‘ in Wien keine Matura brauchte. Worauf er seine Schulkarriere in der HAK hinschmiss. „Meine Eltern meinten, man brauchte die Matura um Schauspiel studieren zu können“ lacht er. Er packte kurzerhand seine sieben Sachen und fuhr nach Wien. Die Aufnahmsprüfung ins Reinhardt-Seminar hatte er grad versäumt, also nahm er vorerst Unterricht bei der Doyenne des Josefstadttheaters Elfriede Ott. „Aber ich wollte unbedingt ins Reinhardseminar“, erzählt er mir. Was ihm auch tatsächlich im Alter von 18 Jahren gelang. Man muss wissen, dass sich jährlich zwischen 700 und 1000 junge Leute einer Aufnahmsprüfung stellen. Nur 12 von ihnen erhalten einen Studienplatz.
Er war der letzte Schüler des Klaus Maria Brandauer am Reinhardt-Seminar vor dessen Emeritierung, wie die Pensionierung von Professoren genannt wird. Das habe einen ganz trivialen Grund. KMB, wie die Schauspielschüler_innen Brandauer nannten, hielt im ersten Jahr Gruppenunterricht zum Thema ‚Handwerk, Kunst, Heiterkeit‘. Wurde der erste Unterricht noch von allen Schüler_innen besucht, nahm das Interesse an Brandauers Vortrag von mal zu mal ab. „Ich blieb“, sagt Hannes und ergänzt: „Man muss Brandauer als Lehrer aber auch aushalten. Da herrschen Zuckerbrot und Peitsche“, erzählt er. Es gehe im Seminar letztlich auch darum, die Persönlichkeit der Student_innen zu brechen, um sie dann leichter formen zu können. Deshalb bestehe die Altersgrenze von 26 Jahren für eine Aufnahme im Seminar.

Hannes Pendl hat die Ausbildung jedenfalls ohne gröbere Schäden überstanden. Im Gegenteil. Er schwärmt noch immer vom Palais Cumberland in Wien Penzing, in dem das Reinhardt-Seminar untergebracht ist. „Ich vermisse dieses wunderbar kitschige, irgendwie abgestandene Haus und hab sogar Albträume, dass es umgebaut wird.“
Film, Funk, Fernsehen, Treibhaus
Nach dem Abschluss des Seminars nahm er verschiedene Engagements auf Österreichischen Bühnen an, moderierte eine Morgensendung auf Antenne Wien und hatte Engagements in TV-Serien wie ‚Soko Donau.‘ 2020 zog er dann endgültig nach Innsbruck.
Er bewunderte das Treibhaus und Norbert von der ersten Minute weg und konnte sich gleich einmal vorstellen, im Treibhaus etwas zu machen. „Es ist ein genialer Raum mit einem außergewöhnlichen Flair. Alle anderen Bühnen und Theater sind sich ähnlich, der Turm ist einzigartig.“ Und jetzt bringt er de Grünmadl zurück in dessen Wohnzimmer.
Mir bleibt die Hoffnung, dass „Robinson, Freitag und das Krokodil“ ein Anfang dafür ist, das Treibhaus auch als Innsbrucker Sprech-Theater für ganz besondere Aufführungen zu etablieren.
Reservierungen
Robinson, Freitag und das Krokodil. Tiroler Erstaufführung. Platzreservierungen: https://treibhaus.at/programm
Vorstellungen: 19.11., 22., 25., 26.11. und 2. 12., jeweils 19:30 Uhr
Karten unter treibhaus.at
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