Ich kann es immer noch nicht fassen. Wir haben heuer insgesamt sechs ‚Grundkurse‘ der Schule der Alm im Inneren Valsertal mit insgesamt 60 Teilnehmer_innen abgehalten. Also zwei Kurse mehr als üblich. Wieder mit großem Erfolg. Müßig zu sagen: wir sind erschöpft aber sehr zufrieden.
Unser Erfolg hat viele Mütter und Väter
Wir? Das sind Helga Hager von Helgas Alm, Margit Gstrein und deren Mutter Annemarie als Köchinnen, ‚Simelas‘ Alois und Georg Gatt, Hans ‚Joosn‘ Holzmann und Andreas Eller als Almlehrer, Elli Mayr als Kräuterpädagogin, Carmen Kathrein als Schmetterlingskennerin und ‚unsere’ Architektin Gertrud Tauber. Der Schutzgebietsbetreuung des Landes Tirol mit Mag. Klaus Auffinger danken wir für die Mitwirkung am Kursprogramm. Nicht zu vergessen Helga Beermeister vom Wipptal-Tourismus, die sich mit größtem Einsatz der Kursanmeldungen und deren Abwicklung annimmt.
Das Ziel unseres Vereines ist es, beizutragen, dass uraltes bäuerliches Kulturgut namens Alm und Bergmahd nicht völlig verschwindet. Das kann längerfristig nur mit Hilfe von Menschen geschehen, die dasselbe wollen. Und diesen Menschen wollen wir auf der Schule der Alm im Valsertal die Grundkenntnisse der dafür nötigen manuellen Tätigkeiten vermitteln.
Sensenmähen als Herausforderung
Zugegeben: nach einem Grundkurs der Schule der Alm können Anfänger zwar mit der Sense halbwegs umgehen. Claro, im Stil von Bergbauern mähen können sie noch nicht. Brauchen sie auch nicht. Allein die Tatsache, in der Lage zu sein, Gras quasi von Hand schneiden zu können, ist ein Erfolgserlebnis und motivierte bereits zahlreiche Schüler_innen, ihre Wiesen und Rasen per Sense zu mähen. Besonders begabte Mäher_innen erhalten in Zukunft die Möglichkeit, ihr Können im Rahmen von Freiwilligeneinsätzen weiter zu verfeinern.
Schrägezäune als attraktive Möglichkeit
Oder der Bau von Schrägezäunen. Auch hier fallen die Meister nicht vom Himmel. Wenngleich bereits einige Absolvent-innen der Grundkurse angekündigt haben, solche Schrägezäune auch bei sich zu Hause aufstellen zu wollen.
Kräuterwissen für die Küche
Auf viel Resonanz stößt unser Angebot von Kräuterführungen am Bergmahd. Für viele Teilnehmer_innen wird dies zu einer Exkursion in eine neue, faszinierende Welt. Dass man nämlich quasi im Spazieren Nahrung sammeln kann, ist vielen Schüler_innen neu.
Mauerbau ohne Zement
Der Bau von Mauern ohne Zement wird heute nur noch von ausgesuchten Spezialisten praktiziert. Auch wir in der Schule der Alm vermitteln die Grundkenntnisse dafür.
Schwenden hält die Mähder frei
Und dass Bergmähder nicht nur deshalb so üppig blühen, weil sie zumindest alle zwei Jahre gemäht werden, wollen wir auch vermitteln. Denn einwachsende Fichten und Sträucher wie Alpenrosen oder Heidelbeeren bringen auch das schönste Bergmahd nach einigen Jahren zum Verschwinden. Und damit auch die ungeheure Vielzahl von Pflanzenfamilien, Blumen und Insekten. Schwenden wird jene Tätigkeit genannt, die dafür sorgt, dass die Bergwiesen ‚offen‘ bleiben.
Waale zur Bewässerung
Und zuguterletzt widmen wir uns in der Schule der Alm auch den sogenannten Waalen. Dabei handelt es sich weder um Fisch noch Fleisch. So werden in Tirol Bewässerungskanäle genannt. Im Fall von Bergmähdern dienen sie dazu, die Blumenwiesen mit Wasser aber auch mit Nährstoffen zu versorgen.

Ein Waal wird ‚geputzt‘, damit das Wasser wieder quer zum Hang rinnt und den Hang düngen und wässern kann.
Der Corona-Sommer war eine Ausnahme
Weshalb heuer also plötzlich sechs anstelle von vier Grundkursen? Wir wollten vor allem interessierten Menschen aus Österreich angesichts der Corona-Pandemie und den Reisebeschränkungen die Möglichkeit bieten, im eigenen Land etwas Sinnstiftendes zu unternehmen. Und wie die Reaktion der Teilnehmer_innen zeigt ist uns das auch heuer wieder gelungen.
Als Obmann des Vereins ‚Schule der Alm im Valsertal‘ bleibt mir die Funktion des ‚Grüßaugust‘. Mit anderen Worten: ich bin eine permanent herumwieselnde Ansprechpersonen für unsere Schüler_innen. Achja, ich betreue auch noch die vielen social-media-Kanäle, auf denen wir unsere Arbeit für Alm und Bergmahd in alle Welt hinausposaune. Was mich immer wieder motiviert, diese doch einigermaßen anstrengende Arbeit zu machen: einerseits die Motivation unserer Schüler_innen und andererseits die exzellente Almküche von Margit Gstrein.
Die Komplimente unserer Schüler_innen sind unsere Belohnung
Wir durften auch heuer wieder Komplimente entgegennehmen, die auf das ‚erste Hören‘ hin kaum zu glauben sind. Da sprechen erwachsene Menschen vom ‚schönsten Urlaub‘ ihres Lebens. Oder davon, dass sie wieder Zuversicht und Lebensfreude gewonnen haben. Ein Teilnehmer erzählte mir, in seinem Job endlich klar Schiff gemacht zu haben. Und dass das vollinhaltlich aufgegangen sei.

Eine der Sensenmäh-Gruppen der Schule der Alm. Man sieht die Freude und den Stolz in den Augen der Teilnehmer_innen. Hier: mit Lois Gatt.
Wir planen nun vermehrt Freiwilligeneinsätze im Wipptal
Bisher haben wir von der Schule der Alm nur ein Freiwilligenprojekt – allerdings mit großem Erfolg – organisiert. Das Räumen von Muren und Lawinen auf der Flittner-Alm im Valsertal im Jahre 2019.
Und dennoch sind wir uns nach insgesamt fünf Schul-Sommern an einer Art Weggabelung angekommen. Wir können unser Programm so weitermachen wie bisher. Oder aber wir legen in Zukunft auch Wert auf die ‚Aufbaukurse‘ unserer Schule. Also auf Freiwilligeneinsätze, bei denen das Erlernte quasi praktiziert werden kann.
Heuer haben wir gemeinsam mit Mag. Klaus Auffinger Im Obernberger- und im Gschnitztal mehrere Freiwilligeneinsätze geplant. Es ist ein Beginn, den wir ausbauen wollen. Hier geht’s zu den Ausschreibungen dieser Kurse, von denen einer im Gschnitztal vom Do 17.09. – Fr. 18.09.2020 stattfindet.. Ein weiterer Freiwilligeneinsatz wird im Obernbergertal vom Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 abgehalten.
Informationen zum Kurs im Gschnitztal: https://www.wipptal.at/de/schule-der-alm/tirol-ganz-echt/
Informationen zum Kurs im Obernberger Tal: https://www.wipptal.at/schule-der-alm/freiwilligenprojekt-obernberg/
Denn der eigentliche Grund, weshalb wir die Schule der Alm gegründet hatten ist klar formuliert: Wir wollen Almen und Bergmähder als kulturelles Erbe der vielen Generationen von Bergbauernfamilien erhalten. Und damit automatisch einen Beitrag zur Prävention von Lawinen- und Murenereignissen.
Menschen, denen die Erhaltung unserer Bergwiesen und Almen ein Anliegen ist, sollten den Newsletter der Schule der Alm abonnieren. Einfach http://www.schulederalm.at öffnen und den Newsletter bestellen.
Wir verzichten auf Förderungen und Subventionen
Mir ist sehr wichtig, festzuhalten: der Vorstand des Vereines arbeitet ohne jede Bezahlung. Die Lehrer_innen erhalten eine minimale Aufwandsentschädigung. Zudem: wir verzichten freiwillig auf Subventionen oder Förderungen und finanzieren unseren Kostenbedarf einzig und allein aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Gönnerzuwendungen.
Für all jene, die uns eine Spende zukommen lassen oder die Mitglied werden wollen führe ich unten die Kontonummer an.
Unser Newsletter als Informationsmedium
In diesem Sinne bitte ich alle, die an funktionierenden Almen und gepflegten Bergwiesen Interesse haben, den Newsletter der ‚Schule der Alm‘ zu abonnieren. Darin schildern wir nicht nur Aktuelles sondern auch Wissenswertes über unsere Kulturlandschaften hoch in den Bergen.
Was wir am meisten wünschen: Bleibt uns gewogen.
LINKS für all jene, denen Almen und Bergmähder ein Anliegen sind
Website der Schule der Alm: https://www.schulederalm.at/
Spenden und Mitgliedsbeiträge:
Schule der Alm, Verein zur Erhaltung von Almen und Bergmähdern, Kto. bei der Tiroler Sparkasse IBAN: AT85 2050 3033 0180 6737, BIC SPIHAT22XXX.
Details zum Freiwilligenprojekt 2020 im Gschnitztal: https://www.wipptal.at/de/schule-der-alm/tirol-ganz-echt/
Details zum Freiwilligenprojekt 2020 im Obernberger Tal: https://www.wipptal.at/schule-der-alm/freiwilligenprojekt-obernberg/
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