Sicher, es gibt weniger anstrengende Hobbies als jenes, dem ich nachhänge. Wenn aber Anstrengungen mit wunderbaren Erlebnissen verknüpft sind erzeugt das ein Glückgefühl. Und so entdeckte ich kürzlich in meiner Eigenschaft als Obmann der ‚Schule der Alm’ ein wunderschönes und abgelegenes Wandergebiet hoch über dem Obernberger Tal. Weil ich abklären wollte, in welchem Zustand uralte Bergmähder sind, die von Verbuschung und Verwilderung bedroht sind.
Dass mich die ‚Schule der Alm im Valsertal‘ auf Trab hält hat gleich mehrere Vorteile. Einerseits verblöde ich in der Rente nicht ‚vor mich hin‘. Andererseits will ich als Obmann des Vereins alles dafür tun, dass viele Almen und Bergmähder als ‚Kulturgut‘ erhalten bleiben.
Als Mag. Klaus Auffinger, der Schutzgebietsbeauftragte des Landes Tirol für das Wipptal den Vorschlag gemacht hatte, Bergmähder auch außerhalb des Valsertales mit Hilfe von Freiwilligen zu pflegen, waren wir von der Schule der Alm sofort einverstanden. Allein: ich kannte jene Bergmähder im Obernberger Tal noch nicht, die in den kommenden Jahren mit Hilfe von Freiwilligen Helfer_innen gepflegt werden sollten. Ich machte mich also gewissermaßen zu einer ‚Inspektion‘ auf.
Vom Nösslachjoch zum Lichtsee
Ich reise ja bekanntlich ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Also zuerst nach Steinach a.B. und dann zu Fuß zur Talstation der Bergeralm Bahn. Vorbei an einer, meine Augen beleidigenden Ansammlung pseudorustikaler ‚Chalets‘, die von der Autobahnbrücke quasi überdacht werden. Unfassbar, dass so etwas genehmigt wird.

Unfassbar: Pseudorustikale Chalets auf der grünen Wiese in der Nähe der Talstation der Bergeralm-Bahn. So kann man Pensionen und Hotels im eigenen Ort auch ‚umbringen‘.
Von dort aus ging’s ganz hinauf https://www.bergeralm.net/ auf’s Nösslachjoch. Öffis haben den riesigen Vorteil, bei Wanderungen nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen, wo die Benzinkutsche steht. Und Rundwanderungen sind überdies weit interessanter.
Auffällig sind viele ‚Miniseen, die diese Landschaft hoch über der Waldgrenze prägen. Sie sind Lebensraum vieler Amphibien und tragen maßgeblich zur Vielfalt dieser Landschaft bei. Und das alles vor der phänomenalen Kulisse der Berge, die sich in einem riesigen Bogen vor dem Auge staunender Bergwanderer auftürmen.
Reste einer uralten Alm sind sichtbar
Der Weg zum Lichtsee führt eigentlich über eine Art ‚Grat‘: rechts geht’s ziemlich zackig ins Gschnitztal hinunter. Links das Obernberger Tal. Ich glaube sogar, uralte Spuren von Almwirtschaft entdeckt zu haben. Wie vor etwa zwanzig Jahren, als ich im Wörgetal bei Kühtai ebenfalls ähnliche Steinsetzungen entdeckt hatte die sich später im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen als eisenzeitliche Almen – um 600 v.Chr. – herausgestellt hatten.
Die Almwiesen sind speziell im Juni und Juli prachtvolle Blumenwiesen. Und die kommen ja auch nicht von ungefähr. Denn viele Pflanzen haben sich in der Folge der Beweidung festgesetzt. Also ist die Almwirtschaft auch gleichzeitig ein Synonym für die Vielfalt. Nach rund eineinhalb Stunden tun sich dann gleich zwei Seen auf: der Rohrsee und etwa eine Viertelstunde später der Lichtsee. Er ist der eigentliche Höhepunkt der Wanderung.
Abstieg vom Lichtsee nach Obernberg
Der Abstieg erfolgt dann über die Thaler Mähder, also jene Bergmähder, die unter Mithilfe der Schule der Alm im Rahmen von Freiwilligen-Projekten vor der Verwilderung geschützt werden sollen.
Unmittelbar nach den ersten Metern des Abstieges tut sich eine Welt auf, die wir alle so nicht haben wollen: Meterhohe Grünerlen bilden eine nahezu undurchdringliche Strauchlandschaft. Nicht nur die Berge verschwinden dahinter. Hier wächst kaum eine Blume, fliegt kaum ein Insekt. Und schon gar kein Schmetterling. So geh es hunderte Meter dahin. Ich konstatiere: dieser verwilderte Hang war offenbar einst Teil der Thaler Mähder und ist heute nahezu undurchdringlich zugewachsen. Auch der Wanderweg – er ist übriges ziemlich steil – wird bereits von den einwachsenden Erlen ‚bedroht‘.
Und so schaut’s aus, wenn Bergmähder nicht mehr gepflegt werden:
Selten war es für mich so gut sichtbar, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Bermähder und Almen ‚verwildern‘ zu lassen. Dann bleiben auch die Gäste aus, die speziell in naturbelassenen Tälern ein wichtiges Einkommenspotential darstellen.
Auffallend auf den Thaler Mähdern sind auch die vielen, noch existierenden Heupillen. Bisweilen uralt. Ich glaube, auf einem Türbalken einer Pille die Jahreszahl 1731 erkannt zu haben. Auf einer anderen Pille hat sich die Natur des einstigen Flugschindeldaches bemächtigt.
Wunderschön sind auch die Lärchenwälder, die viele dieser Mähder begrenzen. Auch hier ist viel Pflege nötig, will man diese Naturmonumente erhalten. Denn Lärchenwiesen gedeihen deshalb, weil Sonnenstrahlen bis zum Waldboden durchkommen und damit die Vegetation ermöglichen. Im Gegensatz zu Fichtenwäldern, wo das Sonnenlicht kaum bis zum Waldboden durchzudringen vermag.
So geht es relativ steil weiter bis Obernberg. Wenn man den Wald verlässt tun sich wunderschöne Bergwiesen auf, die mit Blumen übersäht sind. Es sind genau diese Momente, die das Obernberger Tal so attraktiv für naturverbundene Menschen macht, die Ruhe, Schönheit und Erholung suchen.
Er hilft mit, die Bergwiesen im wunderschönen Obenberger Tal zu erhalten?
Im Obernberger Tal sind heuer insgesamt drei Termine eines Projektes der Schule der Alm geplant, wo Freiwillige Helfer_innen eingeladen werden, mit zu helfen. Hier die Termine:
Steiner Alm
Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020)
Thaler Bergmähder
Termin: Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 (mit Übernachtung: 09.09. – 12.09.2020)
Allerleibrunnen
Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020)
Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 (mit Übernachtung: 09.09. – 12.09.2020)
Alle weiteren Informationen zu den Erkundungen im Wipptal gibt es hier: https://www.wipptal.at/schule-der-alm/freiwilligenprojekt-obernberg/
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