Ein Experiment mit Rest-Risiko. So könnte man die Wiederbelebung der BIO-Dorfsennerei Prad am Stilfserjoch getrost klassifizieren. Ein Risiko aber, das wir gemeinsam Richtung Null verringern können. Auch wir Nordtiroler_innen können bei der Rettungsaktion mithelfen.
Die Hoffnung, die seit 100 Jahren bestehende Dorfsennerei in Prad am Stilfserjoch erhalten zu können drohte vor wenigen Monaten endgültig zu platzen. Ein zweiter geschäftlicher Infarkt schien das Aus zu besiegeln. Resignation machte sich breit am Fuß des Stilfserjochs.
Wenn da nicht die Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO) wäre. Die dem Gemeinwohl verpflichtete Genossenschaft, für die Regionalentwicklung keine leere Worthülse ist, wollte die Sennerei nicht kampflos ‚aufgeben‘ und suchte Wege zum Erhalt. Erfolgreich kann die Genossenschaft allerdings nur dann handeln, wenn sie von ökologisch denkenden und handelnden Menschen konkret unterstützt wird. Mit anderen Worten: Wir alle können uns aktiv an einer erfolgreichen Weiterführung der Milchverarbeitung in Prad beteiligen.
Ihr wisst es ja bereits: In einer losen Folge stelle ich in meinem Blog BIO-Betriebe im Oberen Vinschgau vor. Um zu dokumentieren, dass BIO vielfältig und unverzichtbar ist und zudem Zukunft hat. Für diese Beiträge nehme ich selbstverständlich weder Geld noch Waren. Sie sind Teil meines Engagements für das „Wunder von Mals“.
Die Bürger_innengenossenschaft Obervinschgau wird zum Schwungrad der Region
Es waren drei Ziegen-Bergbauern, die vor Monaten ihr Los den Verantwortlichen der Genossenschaft klagten. Was sich danach tat ist eigentlich ein Wunder: Seit dem 28. März wird in Prad wieder gesennt. Hochwertige BIO-Ziegen-Heumilch von drei Bergbauernhöfen wird in exzellenten BIO-Ziegenkäse verwandelt. Wie ist das möglich, werdet ihr fragen.
Ich geb’s zu: mir ist der Plan, die urplötzlich geschlossene BIO-Dorfsennerei in Prad zum dritten Mal wieder zu beleben, reichlich riskant erschienen. Als Genosse der Bürgergenossenschaft (mit 250 Euro ist jede_r dabei) hatte ich vor Monaten noch warnend meine Stimme erhoben, als es um eine Wiedereröffnung mit Hilfe der Genossenschaft gegangen ist. Die Tatsache, dass drei Bergbauernhöfe mit derzeit 260 Milchziegen nach dem Ausstieg des BIO-Sennerei-Investors an einem finanziellen Abgrund standen verlangte indes nach einer schnellen Lösung.
Meine Vorbehalte sind jetzt verflogen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich Gelegenheit hatte, erste Kostproben des wunderbaren Ziegencaciotta zu genießen. Mein Urteil nach der Verkostung dieses Weiß-Schimmelkäses: feinste Qualität, handwerklich hervorragend erzeugt und mit besten Voraussetzungen, im Verkauf erfolgreich zu sein. Der Produktionsstart ist, wie ich meine, bestens geglückt.
Das 3. Leben dieser Sennerei
Die Geschichte der Prader Dorfsennerei steht stellvertretend für die Ausdünnung bäuerlicher Infrastruktur vor allem in den Berggebieten. Mit einer Sennerei starb auch immer ein Teil des Bauerndorfes war sie doch das profane Zentrum eines Ortes.
100 Jahre alt musste die Prader Sennerei werden, um wie einst Dornröschen von Ziegenbauern und den ökologischen Prinzen der Bürgergenossenschaft wachgeküsst zu werden. Denn sie war 2012 bereits klinisch tot. Gottseidank nur scheintot, wie sich 5 Jahre später herauszustellen schien. 2017 baute ein belgischer Investor die Dorfsennerei um, ließ sie BIO-zertifizieren und motivierte mehrere Bauern in der Umgebung zur Lieferung von Ziegenmilch. Er wollte Ziegenkäse erzeugen.
Vor etwas mehr als 9 Monaten dann die Hiobsbotschaft: der Investor zog sich aus persönlichen Gründen zurück. Urplötzlich standen die Ziegenbauern, die all ihre Hoffnung in das Projekt investiert hatten, vor dem finanziellen Abgrund.
Dass sich nun zwei ausgewiesene Ziegenkäse-Spezial_innen bereit erklärten, die Ziegen-BIO.Heumilch in wohlschmeckenden, hochwertige BIO-Ziegenkäse zu verwandeln lässt für die Zukunft mehr als hoffen: Matthias Ziernhöld und Elisabeth Prugger.
Meine Bitte: Gebt der BIO-Dorfsennerei einen Vertrauens- und auch einen Finanzvorschuss
Trotz aller positiver Signale nach dem Anlaufen der Erzeugung der hervorragenden Ziegen-Caciotta ist der „Goaß-Kaas“ der Prader Dorfsennerei beileibe noch nicht gegessen. Zu hoch sind die Kosten einer Wiederaufnahme des Betriebes, als dass diese aus eigener Kraft von der BGO oder den Verkaufserlösen in kürzester Zeit hätten gestemmt werden können.
Die Bürger-Genossen haben sich denn auch für eine Schwarmfinanzierung der besonderen Art entschlossen. Jetzt können sich all jene, die ökologisch und regional denken und handeln wollen am Aufbau der Sennerei beteiligen.
Die Idee: Ökologisch interessierte Menschen sollten der Sennerei einen Vorschuss auf künftige Käselieferungen geben, diese also quasi im Voraus zu bezahlen. Damit können die Anfangskosten beglichen und die Folgekosten künftig dann aus den Käseverkäufen finanziert werden.

Michael Hofer von der Bürgergenossenschaft ist einer der treibenden Kräfte hinter der Erhaltung der BIO-Dorfsennerei Prad.
Wir alle können helfen und genießen
Es geht also darum, der BIO-Dorfsennerei Prad quasi einen ‚Vorschuss‘ auf die Lieferung von Ziegenkäse zu geben. Konkret: Für den eingezahlten Betrag erhalten die Einzahler Käse-Gutscheine. Für 200 Euro sind es insgesamt 33 Gutscheine, sogenannte „Proder“. 1 Proder entspricht 200 g BIO-Ziegenkäse. Die BIO-Sennerei verpflichtet sich im Gegenzug innerhalb der nächsten Jahre nach Bezahlung des Vorschusses insgesamt 6,6 kg Ziegenkäse zu liefern. Wie Nordtiroler ‚Käse-Genießer‘ zu den Käselieferung kommen wird weiter unten erklärt.
Nach der Überweisung des „Vorschusses“ – es dürfen gerne auch ein Vielfaches von 200 Euro sein – können die umgehend zugesandten Proder also eingelöst werden. Entweder in der BIO-Sennerei in Prad oder auf einem der Marktstände der Bürgergenossenschaft (in den Sommermonaten in Mals, Schlanders, Landeck und Meran).
Derzeit verarbeiten die Ziegenkäse-Spezialisten der BIO-Dorfsennerei ca. 3.500 kg Milch in der Woche. Der ‚Ertrag‘ des Sennens: ca. 100 – 200 kg Weißschimmelkäse pro Woche.
Die Molke wird derzeit noch in der Biogasanlage in Prad verarbeitet. Aber Michael Hofer hofft, in Zukunft damit BIO-Schweine füttern zu können.
Und, ganz wichtig: Weitere Ziegenbäuerinnen und -bauern werden die Sennerei beliefern. Im Juni ist es ein Bauer aus Lichtenberg, ganz in der Nähe von Prad. Und im nächsten Jahr sollen weitere folgen. Wenn, ja wenn die sich Einnahmen aus den Verkäufen kontinuierlich gut entwickeln. Dazu können auch wir in Nordtirol unseren Beitrag leisten.
Auch Nordtiroler können beim Aufbau an der BIO-Dorfsennerei Prad aktiv mithelfen
Ganz wichtig: Der BIO-Ziegenkäse aus der BIO-Dorfsennerei Prad ist auch in Nordtirol erhältlich. Stefan Kranebitter, der Betreiber des bekannten Käsekulinariums in der Innsbrucker Markthalle, nimmt das exquisite Produkt in sein Angebot auf. Ich habe seinen edlen Feinkost-Käseladen schon vor Jahren HIER auf Tirol isch toll beschrieben.

Den BIO-Ziegen-Weißschimmelkäse gibt’s in Innsbruck in Stefan Kanebitters ‚Käse-Kulinarium‘. Hier können auch die Käse-Vorverkaufs-Gutscheine eingelöst werden.
Ab Anfang Juni 2019 können die Nordtiroler ihre BIO-Ziegenkäse-Gutscheine in Kranebitter’s Käse-Kulinarium in der Innsbrucker Markthalle einlösen.
Aber Stefan tut noch mehr. Er wird mit seinem Käse-Kulinarium in der Innsbrucker Markthalle in Zukunft als jene Stelle fungieren, bei der die Käsgutscheine, die Proder, eingelöst werden können.
Wer jetzt bereit ist, die BIO-Dorfsennerei in Prad zu unterstützen hilft mit, den Weg dieser wichtigen bäuerlichen Institution am Fuß des Stilfser Joches in die Selbständigkeit zu ebnen.
Wie das geht? Durch die Überweisung eines Betrages von mindestens 200 Euro (mehr ist herzlich willkommen) an die
Raiffeisenkasse Prad – Taufers, IBAN IT 59 U 08183 58440 000303007812 (Kontoinhaber: Bürgergenossenschaft Obervinschgau). NICHT VERGESSEN: Name, Adresse und Kennwort „Bio-Dorfsennerei“.
Nach Erhalt des Betrages schickt die Bürgergenossenschaft den unterzeichneten Vertrag, die ‚Proder‘, also die Käsegutscheine und die Verkaufsrechnung zu.
Bei Einzahlungen über 200 Euro bitte anführen, ob sie die Gutscheine über mehrere Jahre hinweg einlösen wollen.
Auch die Zusendung des BIO-Ziegenkäses mit Paket ist möglich
Der Käse kann nicht nur bei Stefan Kranebitter in seinem Kulinarium in der Innsbrucker Markthalle gegen die Gutscheine eingelöst werden. Die BIO-Dorfsennerei Prad kann ihn auch nach Nordtirol zuschicken. Die dafür anfallenden Versandspesen müssen jedoch getrennt verrechnet werden.
Für Deutsche Unterstützer_innen: Käse kann in Biomarktkette gegen Gutscheine eingetauscht werden
Für all jene, die im Großraum München wohnen gibt’s auch eine Möglichkeit, diese Gutscheine einzulösen. Und zwar in der Biomarktkette „VollCorner“. Dort und in den 18 Filialen können die Gutscheine eingelöst werden. Es steht das gesamte Produktsortiment zur Auswahl.
Und das sind die Bergbauernhöfe, die die Ziegenmilch liefern
Untervellnairhof , Schmelzhof , Faslarhof
Die Links zur Bio Dorfsennerei:
I-39026 Prad am Stilfser Joch (BZ), Silberstrasse 16
email: info@bio-dorfsennerei.it web: www.bio-dorfsennerei.itwww.bio-dorfsennerei.it
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