Eine Stadtbibliothek als Kultur-Wohnzimmer

Selten war ich so begeistert von einer öffentliche Einrichtung wie von der neuen Innsbrucker Stadtbibliothek. Da wartet ein wunderbares Kultur-Wohnzimmer auf zwei Etagen auf Leseratten, Bildungsbeflissene und Studenten. Eine Eloge.

Es ist schon sehr erstaunlich. In Zeiten des neoliberalen Polit-Wahns entschließt sich eine Stadt, eine außergewöhnliche öffentliche Bibliothek zu errichten. Deren Kosten-Nutzen-Rechnung von  erbsenzählenden neokapitalistischen Buchhaltern und den mit ihnen verbrüderten populistischen Parteien schlecht geredet wird. Was Wunder: Beide haben für Volksbildung wenig bis gar nichts übrig.

Stadtbibliothek Innsbruck

Der Eingang zur neuen Innsbrucker Stadtbibliothek an der Amraser Straße

Ich möchte hier eine Stadt loben, die ihren bildungsbeflissenen Bürgerinnen und Bürgern eine mehr als außergewöhnliche Möglichkeit bietet, in einer wunderbaren Atmosphäre der persönlichen Weiterbildung nachzugehen oder sich intensiv mit schöngeistigen Dingen und Studien zu beschäftigen. Wo ist es denn sonst noch möglich, mit einer ‚Jahres-Eintrittskarte’ in der Höhe von 16 Euro (Studenten, Jugendliche und Pensionisten die Hälfte) in einer gediegen-entspannten Atmosphäre ohne Konsumationszwang Bücher und Zeitungen vor Ort zu lesen, Magazine zu studieren oder Hörbücher zu hören? Und natürlich auch aus einem Riesenangebot von Büchern, DVDs und Hörbüchern jene auszuwählen, die man zu entlehnen gedenkt?

Stadtbibliothek Innsbruck

Schließfächer und Smartphone-Aufladestationen im Eingangsbereich samt Anzeigentafel der öffentlichen Verkehrsmittel.

 

Innsbruck erhöht sein internationales Renommee

Innsbruck rühmt sich auf verschiedenen Gebieten, ‚international‘ zu sein. Es ist ja unbestritten, dass die Stadt was Lage, Bildungseinrichtungen, Sehenswürdigkeiten oder touristische Attraktivität anlangt mit großen urbanen Zentren gut mithalten kann. (Ich persönlich halte Innsbruck übrigens seit eh und je für die schönste Stadt der Welt.) Dass die Stadt jetzt auch über eine international mehr als bemerkenswerte öffentliche Bibliothek verfügt, freut mich über alle Maße. Wo andere dumpfen Bildungsabbau betreiben, Studiengebühren einheben oder ‚unrentable kommunale Dienste‘ anprangern beschreitet Innsbruck genau den umgekehrten Weg.

Stadtbibliothek Innsbruck

Das ‚Herz‘ der Stadtbibliothek: die Bücherregale.

Der ‚Raketenstart‘ der Stadtbibliothek

Ich betrachte die große Akzeptanz, die sich die Stadtbibliothek innerhalb weniger Monate erarbeitet hat auch als ein Zeichen dafür, dass sich viele Menschen von der digitalen Lese- und Bildwelt abwenden. Gespräche mit Mitarbeiter_innen der Bibliothek und persönliche Beobachtungen bestätigen diesen Trend. Der Hang zu handfesten, analogen Büchern ist unverkennbar. Und genau dem tragen die Innsbrucker Politiker_innen Rechnung. Respekt!

Ich bin mir sicher, diese Einrichtung in Hinkunft intensiv zu nutzen. Denn ich verspürte schon nach den ersten Besuchen eine gewisse ‚Sucht‘, meine Recherchen und Schreibarbeiten in der für mich genialen Atmosphäre der Stadtbibliothek durch zu führen. Zugegeben, der faszinierende Ausblick auf die Nordkette wirkt insbesondere auf mich suchtverstärkend und überaus inspirierend. Keine Frage auch, dass die Innenarchitektur der Bibliothek dieses Wohlfühlen an einem öffentlichen Ort nachhaltig unterstützt. 

Stadtbibliothek Innsbruck

Auch der Panoramablick aus der Stadtbibliothek macht diese Einrichtung einzigartig.

Stadtbibliothek Innsbruck

Die gemütliche Zeitungsecke. Ohne Konsumationszwang aber mit einem riesigen Angebot an Zeitungen und Magazinen.

Apropos Innenarchitektur und was mir daran so gefällt: Zwischen den Regalen der Bibliothek stehen Arbeitstische zur Verfügung, auf denen gearbeitet werden kann. Lesebuchten und Arbeitsnischen laden zum Verbleiben und vermitteln ein gutes Raumgefühl ebenso wie eine gewisse Art der Abgeschlossenheit. Fünfzehn Bildschirme erleichtern die Suche nach Büchern und bieten jederzeitigen Zugang zum globalen Wissen. Freies WLAN für die Besucher ist ja selbstverständlich. Sogar eigene Ladestationen für Smartphones stehen zur Verfügung. Ohne Zusatzkosten, versteht sich.

Stadtbibliothek Innsbruck

Die Studier- und Arbeitsmöglichkeiten in der Stadtbibliothek sind einzigartig.

Stadtbibliothek Innsbruck

Dieser Blog ist zur Gänze in der Stadtbibliothek entstanden. In Zukunft werde ich sicher den Großteil meiner Blogs hier verfassen.

Was ich übrigens als höchst bemerkenswert betrachte: die Stadtbibliothek verfügt im ersten Stock über eine eigene Kinderbibliothek. Mit Liegekissen, und allen Büchern, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Und wenn dann erst die Andechs-Galerie Einzug gehalten haben wird, entsteht an diesem Ort ein kultureller Brennpunkt mit Zukunft.

Stadtbibliothek Innsbruck

Der Aufgang zu den Räumlichkeiten in den ersten Stock

Stadtbibliothek Innsbruck

Die Kinderbibliothek im ersten Stock.

In einem Facebook-Posting hatte ich geschrieben, dass das Jahr für mich gelaufen sei, weil ich etwas Nützlicheres und Besseres heuer nicht mehr finden werde. Ich kann mich nur wiederholen: Wer einen Hang zu geistiger Beschäftigung sucht, hat in Innsbruck jetzt einen denkbar idealen Ort dafür. 

Die Daten

Stadtbibliothek
Amraser Straße 2

Tel.: +43 512 5360 5700
Fax.: +43 512 5360 1497
post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

Eröffnung: 9. November 2018
Ort: PEMA 2 – Gebäude in der Amraserstraße
Nächste Haltestelle öffentlicher Verkehrsmittel: Sillpark
Das Angebot: Insgesamt werden 55.000 Medien bereit gehalten. Das Angebot wird auf 150.000 erweitert werden.

Öffnungszeiten

Mo 14-19 Uhr, Di-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-17 Uhr

Die Kernaufgaben der Bibliothek:

  • die Bibliothek als Ort der Begegnung und sozialer Treffpunkt
  • die Bibliothek als Ort des Lernens mit zahlreichen Lernplätzen
  • die Bibliothek als Kooperationspartner von Bildungsinstitutionen
  • die Bibliothek als Veranstaltungsort mit eigenem Veranstaltungsraum
  • die Bibliothek als lesepädagogisches Zentrum für schulische und außerschulische Leseförderung