Eine fantastische hochalpine Bergtour führt vom legendären Gasthof Touristenrast im Valsertal über die Geraerhütte und das Steinerne Lamm nach Kasern im Schmirntal.
Ich mach’ aus meinem Herzen keine Mördergrube und stelle gleich an Anfang fest: Valser- und Schmirntal gehören für mich zum Schönsten, was Tirol zu bieten hat. Nicht umsonst tragen sie zusammen mit St. Jodok das Prädikat ‚Bergsteigerdorf‘. Und wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass die Region zurecht bergfexmäßig ‚geadelt‘ worden ist: die Wanderung von Vals nach Schmirn rechtfertigt dieses Prädikat voll und ganz. Denn entlang des aufragenden Olperer durchquert man urtümliche, von Gletschern geformte Hochgebirgslandschaften mit teils bizarren Fels- und Steinformationen.
Die beiden Seitentäler des Tiroler Wipptales in unmittelbarer Nähe des Brennerpasses werden seit einigen Jahren durch einen hochalpinen Wanderweg verbunden, der in kürzester Zeit bei echten Bergfexen enorm populär geworden ist: die Peter-Habeler-Runde. Ich wollte zumindest einen Teil dieses Weges persönlich erkunden. Und auch die kulinarischen Fähigkeiten der Geraerhütte und des Alpengasthofs Kasern prüfen.
Ein Namen als Programm: Touristenrast
Ausgangspunkt des Aufstieges im Valsertal ist – man möchte sagen natürlich – das legendäre Gasthaus Touristenrast im hintersten Valsertal. Schon Peter Habeler schätzte es nach eigenen Aussagen dort einzukehren bevor er die zerklüfteten Wände um den Olperer in Angriff genommen hat. Wer ist dieser Peter Habeler werden sich nun einige meiner Leser_innen fragen. Ganz einfach: der Zillertaler Superbergsteiger feierte gemeinsam mit Reinhold Messer im Jahre 1978 den bisher wohl spektakulärsten Gipfelsieg, als die beiden ohne künstlichen Sauerstoff den Gipfel des Mount Everest erreichten.
Von der Touristenrast aus wandert man an der Fillner- und Alterer-Alm vorbei entspannt in Richtung Geraer Hütte. Anfangs entlang des Alpein-Baches, der munter vor sich hinplätschert. Der sich aber offenbar rasend schnell in einen reissenden Strom verwandeln kann. Die riesigen Schuttberge, die er vor einigen Jahren angeschleppt hat, belegen die unzähmbare Kraft des Wassers in den Alpen.
Der Weg zur Gerahütte ist in einem ausgezeichneten Zustand. Langsam an Höhe gewinnend, nähert man sich der Baumgrenze und der Alpein-Alm. Hier werden aufmerksame Wanderer eine unglaublich lange Trockensteinmauer bemerken, die offenbar in vielen Generationen errichtet worden ist. Und zwar zum Schutz des Almviehs, das hier friedlich weidet.

Generationen haben diese Einhagungsmauer aus Trockensteinen immer wieder gepflegt. Den Arbeitsaufwand für die rund 1,8 km lange Mauer kann man kaum ermessen.

Die Sagwand mit dem ‚Schrägen Riss‘. Von David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner erstmals im Winter durchstiegen.
Urplötzlich türmen sich die Berge zu einer Art Mauer auf. Links beim Aufstieg Olperer und Fusstein, rechts Hohe Kirche, Hohe Warte, Sagwandspitze und Schrammacher, die ein Ensemble bilden, das auch unserem absoluten Super-Kletterer David Lama größten Respekt eingeflößt hat. Mir jedenfalls ist schon beim Betrachten der Route von David Lama/Hansjörg Auer/Peter Ortner schlecht geworden.
Auf der Geraer-Hütte angekommen habe ich dann sofort ein Gulasch vom Valser Almochsen genossen. Respekt an den Koch Arthur, der regionale Spezialitäten verkocht und auch am Abend als Halbpensionsessen ein absolut wunderbares Rumpsteak vom Valser Almochsen auf den Teller zauberte.
Tag 2: Über das Steinerne Lamm ins Schmirntal nach Kasern
Nach dem Frühstück mache ich mich sofort wieder auf die Socken in Richtung Steinernes Lamm. Weshalb der Übergang vom Valsertal in den Schmirn so heißt, konnte ich nicht wirklich eruieren. Hier könnte mein Freund und Landart-Künstler Erich Gatt Abhilfe schaffen. Vielleicht setzt er in den kommenden Jahren hier oben seinen alten Plan um, ein Lamm in Form einer Trockensteinmauer-Skulptur zu errichten. Als nachträgliche Namensbegründung quasi.
Aber anstelle von Schafen kommt mir eine muntere Herde von Pfauenziegen entgegen. Im Schweinsgalopp sozusagen. Ihr wisst ja, wie sehr ich diese Tiere liebe und dann diese Begrüßung! Wie überhaupt dieser Morgen mystisch ist: Nebelfetzen steigen aus den Tälern hoch, legen sich um die Berggipfel und verschwinden so rasch wie sie gekommen sind.
Der Peter-Habeler-Weg wird nun wirklich hochalpin. Moränen türmen sich berghoch auf und zeugen von der unbändigen Macht des gefrorenen Wassers. Was Gletscher hier in Jahrtausenden mitgeschleppt und abgelegt haben ist außergewöhnlich. Und man glaubt es kaum: zwischen den Steinen auf etwa 2.300 m Seehöhe gedeiht Leben. Wunderschöne Blumen und Blütenpolster erscheinen wie kleine Oasen im Steinernen Meer.
Dann wird der Weg irgendwie sogar verwegen. Obwohl neu angelegt, verlangt er für eher ungeübte Wandersleute doch etwas Mut. Teilweise mit Seilen gesichert ist er aber überwindbar. Ab der Kleegrubenscharte geht’s dann abwärts, und wie!
Hier treten sie plötzlich auf, jene Tiere, denen ein Übergang gewidmet ist: die Schafe. Besonders beeindruckt war ich von den Schöberspitzen, in deren Felsformationen die Energie, Gewalt und Wucht der Erdkräfte regelrecht abgebildet werden. Tief unten Kasern, das allerletzte Seitental des Schmirntales mit jenem Gasthaus, das ich ansteure: das Gasthaus Kasern.
Denn ich will den in der Zwischenzeit berühmten ‚Rostbraten vom Schmirner Almochs‘ genießen, um ehrlich zu sein.
Meine Tipps:
Tag 1: Vom Valsertal auf die Geraer Hütte
Die Touristenrast erreicht ihr bequem mit dem Linienbus von Steinach oder St. Jodok aus. Auf der Geraer Hütte ist die Halbpension empfehlenswert. Die Gesamtgehzeit beträgt zwischen 3 und 4 Stunden, je nach dem persönlichen ‚Bergtempo‘.
Empfehlenswertes Essen auf der Geraerhütte: Alle Gerichte mit Fleisch vom Valser Almochsen; Kaiserschmarren.
Tag 2: Von der Geraerhütte über das Steinerne Lamm zum Alpengasthof Kasern im Schmirntal.
Eine wunderschöne Höhenwanderung erwartet die Wandersleute. Gehzeit zwischen 3 und 4 Stunden.
Empfehlenswert ist das Alpengasthof Kasern. Bekannt vor allem ob des Rostbratens vom Schmirner Almochsen.
Von Kasern aus Rückfahrt mit dem Linienbus nach St. Jodok oder nach Steinach möglich.
Halo Werner, Danke für die tolle Beschreibung der zweitägigen Tour. Was kostet denn die Übernachtung mit Halbpension auf der Geraerhütte?
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Für Alpenvereinsmitglieder je nach Kategorie, aber siehe hier: http://www.geraerhuette.at/preise-2/
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Danke! Die Tour kommt auf alle Fälle auf meine Liste 🙂
Schönen Sommer noch! Christiane
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Bestens. Absolut empfehlenswert.
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