Im Navistal bei Karl Peer

Das Navistal ist ein funkelnder Edelstein in der Kette wunderschöner Seitentäler des Nordtiroler Wipptales. Bei einem Besuch von Karl Peer durfte ich einen letzten Rest des alten Tirol sehen. 

Das St. uralte un wunderschöne Kathrinskirchlein begrüßt die Besucher des Navistales.

Das St. uralte uns wunderschöne Kathrinkirchlein begrüßt die Besucher des Navistales.

Auf der Liste meiner Tirol-Erkundungen des Jahres 2015 nimmt das Navistal einen speziellen Platz ein. Schande über mich, dass ich dieses Tal gar nicht gekannt hatte, das sich von Matrei aus rund 10 km in Richtung Tuxer Alpen hin auftut. Dessen Taleingang mir mit dem St. Kathrein-Kirchlein bereits bei der Begehung des Jakobsweges vom Brenner nach Innsbruck zwar aufgefallen war, das ich jedoch überhaupt noch nicht kannte. Nicht einmal vom Hörensagen her.

Gleich bei meinem ersten Besuch wunderte ich mich schon wieder. Wie ist es möglich, dass einige Kilometer abseits der Brennerautobahn die Ruhe himmlisch und die Erholung pur ist? Aber offenbar ist das so im Nordtiroler  Wipptal: Nach dem Valsertal, dem Schmirntal, dem Obernberger– und dem Gschnitztal gibt es ein weiteres, selbst für Tiroler Begriffe, ganz außergewöhnliches Tal.

Das Navistal mit den Bergen der Tuxer Alpen

Das Navistal mit den Bergen der Tuxer Alpen

Es war Karl Peer, der mich eingeladen hatte, ihn doch einmal im Navis auf seiner Alm zu besuchen. Um den jetzt reifenden Bergkäse zu verkosten. Jener Karl Peer, der einerseits einen wunderschönen Bauernhof (oder sollte ich nicht doch Herrenhof sagen) besitzt, den er aber vermietet. Und andererseits auf seiner Peer-Alm den ganz wunderbaren Naviser Bergkäse herstellt.

Vom letzten Parkplatz des Tales aus beginnt der wunderschöne Aufstieg zur Peeralm.

Vom letzten Parkplatz des Tales aus beginnt der wunderschöne Aufstieg zur Peeralm.

Die Fahrt durch das Navistal an einem wunderschönen Herbsttag hat schon sehr viel Charme. Und erst im Winter, da muss es gar ein Traum sein. Auf den ersten Blick auffallend: Die Fahrt geht vorbei an uralten, massiven Bergbauernhöfen, die eigentlich eher ausschauen wie Herrenhäuser im Tal. Verziert mit wunderschönen Fresken. Eigentlich hätte ich mir in diesem eher kargen Tal ganz normale, vielleicht sogar ärmliche Höfe erwartet. Wie konnten es sich mittelalterliche Erbauer dieser Höfe leisten großzügige, gemauerte Gebäude zu errichten und dann auch gleich noch künstlerisch zu verzieren? Da musste doch noch eine andere Einkommensquelle vorhanden gewesen sein als die Berglandwirtschaft.

Liesenhof Navistal

Der Liesenhof ist ein Beispiel für die architektonisch einzigartigen und in massiver Bauweise ausgeführten Bauernhöfe im Navistal.

Wurden die Höfe im Navis etwa mit Geldern aus dem mittelalterlichen Bergbau finanziert? Einige Indizien deuten darauf hin. Denn Herrschaftshäuser in der Dimension einiger dieser wunderschönen Höfe im Navis waren teuer. Sehr teuer sogar.

Peerhof in Navis

Weiter taleinwärts dann der Peer-Hof, ein geradezu wundersames Beispiel eines Bauernhofes im Navistal.

Vögele Hof Navis, Christophorus-Fresko

Die wunderschönen Fresken am Vögele-Hof im Navis kommen sicher nicht von ungefähr. Die Leute hatten im Mittelalter offenbar viel Geld.

Offenbar fuhrwerkten schon die Römer im Navistal herum. Die ließen wilde Seitentäler normalerweise links liegen, wenn es nichts zu holen gab. Aber Münzfunde lassen darauf schließen, dass sie sich dieses Tales angenommen hatten, da es hier ganz offenbar Metalle gab. Deren Abbau für die Römer offenbar lukrativ war. Und dann im 15. und 16. Jahrhundert ist der Abbau von Kupfer und Silber im Navistal belegt. Da kommt doch die Vermutung auf, dass die stolzen Erbauer der Riesenhöfe des Navis vielleicht als Gewerken Anteile an den Minen hatten? Wie dem auch sei. Karl Peer führte mich durch seinen Hof, der wie ein Museum erscheint.

Die Räume atmen noch die Geschichte des Tales. Da wärmt ein uralter Kachelofen den Raum, werden Türen und Täfer mit Sinnsprüchen verziert. Aber die eigentliche Seele solcher Häuser ist das Holz, das mannigfaltig und mit größter Sorgfalt eingesetzt wird. Wie die getäferten Räume des Peerhofes, die die guten Stuben dieses bäuerlichen Riesengebäudes einzigartig machen.

Die wunderschöne Stube im Naviser Peer Hof: ländliche Gediegenheit und gestalterische Schönheit in einer unwahrscheinlich schönen Symbiose.

Die wunderschöne Stube im Naviser Peer Hof: ländliche Gediegenheit und gestalterische Schönheit in einer unwahrscheinlich schönen Symbiose. Foto: Heike Kindermann

Einzigartig ist aber auch, dass der Peerhof für Urlaube, Feiern und Seminare gemietet werden kann. Samt dazugehöriger, professionell eingerichteter Küche.

Historische Bauernstube im Peerhof

Das Interieur des Peerhofes erinnert eher an ein Museum als ein ein exklusives Urlaubsdomizil. Hier: die historische Bauernsstube. Foto: Heike Kindermann

Peerhof Navis

Der Peerhof vor dem Panorama der Tuxer Alpen. Foto: Heike Kindermann

Die Peer Alm: ein lukullischer Talabschluss

Die öffentliche Fahrstraße durch’s Navistal mündet am Talende – ganz wie es sich gehört – in einem Parkplatz. Und von hier aus beginnt winters wie sommers der wunderschöne Spaziergang zur Peer-Alm.

Zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis: die Peeralm als Ausgangspunkt einer tollen Rodelfahrt im Winter oder ...

Zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis: die Peeralm als Ausgangspunkt einer tollen Rodelfahrt im Winter oder …

...als Ausgangspunkt wunderschöner Bergwanderungen in die Tuxer Alpen.

…als Ausgangspunkt wunderschöner Bergwanderungen in die Tuxer Alpen.

Naviser Bergkäse von Karl Peer

Naviser Bergkäse von Karl Peer: ein regionaler Genuss. Selbstverständlich auf seiner Alm erhältlich. Foto: Lisa Wöss.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde erreicht man quasi die Dependence Karl Peers, die Peer-Alm. Dort fabriziert er in den Sommermonaten nicht nur seinen vollfetten Naviser Bergkäse. Die Senn-Abfälle aus der Käserei wie Molke und Ziger verfüttert er an Schweine. Aber das sind keine gewöhnlichen Borstentiere. Peers Schweine haben einen regelrechten Pelz. Kein Wunder, sind es doch Wollschweine der Gattung „Mangalica“.

Mangalica Schwein Peeralm

Sicherlich die Attraktion auf der Peeralm: Karls handzahme Wollschweine.

Speisekarte der PeeralmDass es auf der Peer-Alm regionale Produkte in wunderbarer Qualität gibt, möchte ich besonders hervorheben. Auch die Speisekarte verrät, dass die Wirtin Maria Keuschnigg ausschließlich bodenständige Gerichte nicht nur frisch zubereitet anbietet. Es schmeckt auch noch absolut fantastisch auf der Peeralm.

Gschmackig und regional. Das Motto der Speisen auf der Peeralm.

Gschmackig und regional. Das Motto der Speisen auf der Peeralm. Foto: Heike Kindermann

Ja, noch was: Wundert euch nicht, wenn ihr bei einem Besuch der Peeralm urplötzlich Musik hört. Sie entstammt der Basstuba von Karl Peer, der nichts mehr liebt, als vor dem majestätischen Panorama der Tuxer Alpen wunderschöne Melodien zum Besten zu geben. Und wenn er gut aufgelegt ist, spielt er euch sogar ohrwurmverdächtige Themen aus Mozarts Zauberflöte vor.

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2 Gedanken zu “Im Navistal bei Karl Peer

  1. Werner Kräutler. Der Tiroler, der aus dem Ländle kam, beschreibt seit einiger Zeit mit Verve und Wärme die Seitentäler des Wipptales. Selbst g’standene „Einheimische“ staunen über seine Entdeckungen in allen Winkeln unseres Landes. Bravo, mein Freund. Es wird immer vergnüglicher, deinen Pfaden zu folgen. Hab Dank!

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